Sauna ist gesund – aber warum eigentlich?

Sauna | kichigin19 fotolia.com
Sauna | kichigin19 fotolia.com

Sauna ist gesund – diese Worte sind in aller Munde und jeder weiß mindestens einen Grund dafür. Im Folgenden erfahren Sie die wichtigsten Aussagen rund um die gesunde Sauna und ob sie bestätigt werden können.

Saunieren ist gesund

Der Kreislauf wird angekurbelt

Bei den Finnen ist es bereits seit Jahrhunderten Tradition: Im Schwitzhaus schwitzen, hinaus in den Schnee und anschließend in den eiskalten See. Der Wechsel von Hitze und Kälte sorgt für eine gesunde Abhärtung und lässt den Kreislauf Achterbahn fahren. Während des Schwitzens auf hohem Niveau wird der Körper in eine Stresssituation geführt, die für Ausschüttung unter anderem von Adrenalin sorgt.

Frau in der Sauna | Robert Kneschke fotolia.com
Extremsport Sauna: Schweiß ist ein deutliches Zeichen für eine erhöhte Körpertemperatur | Robert Kneschke fotolia.com

Die Stresshormone puschen den Körper: Die Körpertemperatur wird erhöht, die Blutgefäße geweitet, mehr Blut pro Zeiteinheit fließt durch den Körper, das Herz pumpt schneller, die Pulsfrequenz steigt. Da sich die Gefäße während der Wärmephase geweitet haben, bedeutet schneller Puls nicht automatisch höherer Blutdruck. Das Blut wird zwar schneller gepumpt, die Blutbahn ist aber auch breiter. Der Blutdruck, der sowohl von der Weite der Gefäße als auch der Blutmenge, die das Herz durch die Gefäße pumpt, abhängt, erlebt daher keine signifikante Änderung. Bei Menschen mit stetem Bluthochdruck könne er sogar sinken. Durch den Anstieg der Raum- und Körpertemperatur werden aber nicht nur die Gefäße geweitet, sondern auch die Muskeln entspannen sich merklich.

Achten Sie nur darauf, dass Sie sich beim Schwitzgang noch wohlfühlen. Niemandem ist geholfen, wenn der Kreislauf kollabiert oder das Herz seine erwünschte Leistung nicht mehr aufbringen kann. Mehr als 15 min pro Schwitzphase sind insbesondere Saunaanfängern nicht anzuraten.

Die Abkühlung wiederum reguliert die Körpertemperatur auf das Normalniveau, die Gefäße ziehen sich wieder zusammen, das Blut wird ins Innere gepumpt. Es wird im Inneren warm. Die Wohlfühlphase beginnt, das Herz schlägt ruhiger, der Körper entspannt.

Regelmäßiges Saunieren kann Krankheiten vorbeugen

Durch die sanfte Stresssituation Schwitzgang wird jedoch nicht nur der Kreislauf angekurbelt. Denn der, wenn auch leichte, Anstieg der Körpertemperatur mobilisiere die Abwehrkräfte. Der Körper wird sozusagen in den Fieberzustand versetzt. Dafür sorgt der beschleunigte Stoffwechsel. Der Begriff ist nicht gleichzusetzen mit abnehmen – denn Stoffwechsel kann ebenso abbauen (Katabolismus) wie anbauen (Anabolismus). In der Sauna erhöht der Stoffwechsel unter anderem die Körpertemperatur, indem Stoffe in Wärmeenergie umgewandelt werden. Die Körpertemperatur (Körperkerntemperatur) steigt um bis zu 2 Grad an und versetzt den Organismus in ein künstliches Fieber.

Eine These besagt nun, dass dieses künstliche Fieber zu einer vermehrten Produktion von Abwehrstoffen führe, die durch verschiedene Vorgänge auch während eines „echten“ Fieberzustandes gebildet werden. So würden auch bisher unentdeckte Eindringlinge bekämpft werden, ohne dass zuvor der Körper Alarm signalisieren musste.

Erkältung: Frau putzt Nase | pictworks fotolia.com
Bei Erkältung sind die Schleimhäute angegriffen | pictworks fotolia.com

Andere vertreten die Aussage, dass die verbesserte Durchblutung aufgrund der Wärme auch den Schleimhäuten zugute kommt. Trockene Heizungsluft und Winterluft führe oft zu einem Trockenwerden der Schleimhäute, die unter anderem auch als Schutzbarriere nach außen hin fungieren. Ohne eine gewisse Durchblutung von Nase und Rachen, die ersten Eingangstore in unseren Körper, werden sie trocken und die Schutzschicht wird porös. Die Ganzdurchblutung des Körpers durch die Sauna kann dem Trockenwerden vorbeugen. Zudem werden auch in den Schleimhautsekreten Abwehrstoffe gegen Eindringlinge gebildet.

Des Weiteren wird dem Temperaturwechsel Hitze-Kälte eine abhärtende Wirkung zugeschrieben. Denn aufgrund der regelmäßig herbeigeführten Temperaturbelastung wird der Körper auf Extremsituationen trainiert. Temperaturschwankungen werden nicht mehr so schnell als unangenehm wahrgenommen. Kurz gesagt: Saunagänger frieren nicht so leicht.

Sauna entschlackt und entgiftet

Diese Annahme basiert auf der Theorie: Hoher Wasserverlust im Körper in einer kurzen Zeit bietet eine gute Möglichkeit, viele Schadstoffe über die Haut und andere Ausscheidungsorgane abzusondern. Der Begriff „Entschlacken“ ist bildlich zu verstehen. Als Schlacke bezeichnet man die klebrigen Überreste in einem Ofenrohr, die in einer großen Anzahl zu einer Verstopfung desselben führen könnten. Das Entschlacken, das Ofenrohr von derlei Substanzen von Zeit zu Zeit zu reinigen, ist notwendig, um den Verbrennungsvorgang nicht negativ zu beeinflussen. Angewandt auf den menschlichen Körper sieht der Begründer des Heilfastens, Dr. Otto Buchinger, das Ofenrohr ähnlich der Funktion des Darmes. Auch durch den Darm werden sämtliche Schadstoffe geführt, bevor sie ausgeschieden werden. Schadstoffe, die sich darin festsetzen, könnten durch Entschlackungskuren – Reinigung des Darms – entfernt bzw. ungefährlich gemacht werden. Die These aus den 1930iger-Jahren ist inzwischen insofern widerlegt, dass der Vergleich Ofenrohr/Darm der Realität nicht standhalte. Denn ein Darm ist immer in Bewegung und kein steifes Ofenrohr. Festsetzen könne sich daher nichts. Fürsprecher der Theorie des Entschlackens sehen im hohen Wasserverlust während des Schwitzganges dennoch eine Bestätigung: Der Wasserverlust zwinge den Organismus dazu, Flüssigkeit aus Gewebe und anderen Zellen zu nehmen, um seine Funktion „Schweißbildung“ weiter aufrecht halten zu können. Auf diese Weise würden auch Schadstoffe und Körpergifte, die sich im Körper angelagert hätten, ausgeschieden werden. Zwar hat Schweißbildung vorrangig die Aufgabe, den Körper abzukühlen, doch es sei nicht auszuschließen, dass oben genannter Prozess auch zu Ausscheidungen von schädlichen Stoffen führen kann. Inwiefern eine Reinigung des menschlichen Körpers, zum Beispiel durch Schwitzgänge, möglich ist, bleibt weiterhin umstritten. Die zuständigen Organe für die Behandlung von Körpergiften sind Leber und Nieren.

Sauna macht eine schönere Haut

Das Saunieren erwirkt Schweißbildung, Wasserausschüttung durch die Haut, und somit eine Öffnung der Hautdrüsen. Talg und andere Stoffe, die zu Hautentzündungen führen könnten, werden weggeschwemmt. Die Ganzkörper-Durchblutung kommt auch der Haut zugute. Eine gut durchblutete Haut wird mit Nährstoffen bestens versorgt, erhält sich ihren Schutzfilm und wirkt ebenso elastischer.  Auf diese Weise dient eine hygienische Schwitzwirkung wie die Sauna der Haut als Hilfsmittel für eine gründliche Reinigung und Pflege von innen und außen.

Sauna reduziert Stress und macht glücklich

Die Ausschüttung von Stresshormonen kann sich vielfältig auf das Wohlbefinden auswirken. Ein erhöhter Cortisolspiegel beispielsweise kann zu langsamerem Denken führen, Muskeln abbauen und zugleich Fettpolster anlegen. Ursprünglich war Cortisol dazu gedacht, alle Reserven des Körpers zu mobilisieren, damit der Körper bei drohender Gefahr angreifen oder davonlaufen kann. Dazu gehört auch der kurzzeitige Abbau von Muskel- zugute der energiereichen Stoffe. Doch auch mentaler Stress bedingt die Ausschüttung von Cortisol. Um einem dauerhaft erhöhten Cortisolspiegel entgegenzuwirken, bietet sich Wärme an. Denn Cortisol reagiert auf physische Reize wie Körpernähe (z.B. Umarmung) und natürlich auch Körpererwärmung.

lachendes Mädchen
Glückshormone aktivieren: Lachen und Sauna sind zwei Möglichkeiten

Zugleich wird der Glücklichmacher Serotonin durch Wärme häufiger ausgeschüttet. Dieser Erkenntnis ging vor allem der Wissenschaftler Christopher Lowry von der Universität Colorado, Bereich Integrative Physiologie, nach. Er konnte belegen, dass die Serotoninbildung durch gesteigerte Körperwärme erhöht wird. Wärme kann also Stress reduzieren und aufgrund der erhöhten Ausschüttung von Serotonin auch glücklich machen.

Sauna ist gesund, aber …

… Abkühlung gehört dazu

Stellt man sich einen Saunagang vor, denken die wenigsten wohl an das Tauchbecken oder die kalte Dusche. Doch ohne den Kälteschock wäre eine Sauna nicht nur unvollständig, sondern kann sogar ungesund sein. Die während der Hitzephase geweiteten Blutgefäße könnten sich nicht so schnell auf ihr Normalniveau zusammenziehen, sodass der Körper noch Stunden nach dem Saunagang nachschwitze, wie es in der Apotheken Umschau 12/2013 heißt. Das könne Erkältungen sogar begünstigen. Auch eine lauwarme Dusche reiche nicht aus – für die Gefäßregulierung helfe nur echte Kälte.

Nach der Sauna an die frische Luft
Nach der Sauna an die frische Luft – anschließend kalt abduschen – oder für Hartgesottene: ab ins Tauchbecken!

Dennoch können Sie sich die Abkühlungsphase leichter gestalten. Kühlen Sie sich nach dem Verlassen der Saunakabine zunächst ein paar Minuten an der frischen Luft ab. Man spricht auch von einem Frischluftbad. In dieser Zeit kann die erhöhte Körpertemperatur an der frischen und angenehm kühlen Luft ein wenig sinken. Danach ist die Überwindung nicht mehr ganz so hoch, wenn die kalte Dusche folgen wird. Auch diese lässt sich angenehmer gestalten: Beginnen Sie an den Füßen und Beinen und führen Sie den Wasserstrahl langsam zum Herzen hin. Dieses Prozedere können Sie anschließend noch mit den Armen durchführen. Aber denken Sie daran: Kälte muss sein. Für Hartgesottene ist das Tauchbecken die Wahl.

… nur regelmäßiges Saunieren stärkt

Wer ab und zu in die Sauna geht, sollte keine Wunder erwarten. Der Stärkungseffekt für Immunsystem und Kreislauf tritt nur bei regelmäßigen Saunagängen ein. Eine Studie aus dem Jahr 2018 bescheinigt der Sauna einen hohen Stellenwert für ein langes Leben, aber nur, wenn die Saunagänge mindestens einmal die Woche erfolgen. Besonders hohen gesundheitlichen Effekt erzielten sogar Menschen, die mehr als einmal pro Woche schwitzten (Quelle: Ärzteblatt Mai 2018).

… beim Saunieren nach dem Training einiges beachten

Bei zahlreichen Premium-Angeboten der Fitnessstudios ist sie inklusive: die Sauna. Sauna entspannt die Muskeln, beugt also dem Muskelkater vor. Doch wie oben bereits erwähnt, ist die Schwitzphase eine Extrembelastung für den Körper, die den Puls antreibt. Gönnen Sie sich daher zwischen Training und Sauna eine Ruhephase. In dieser Phase sollten Puls und Kreislauf sich normalisieren, bevor es zum nächsten „Training“ geht. Die Ruhephase vor der Sauna kann zum Beispiel für eine Dusche genutzt werden. Diese ist in jedem Fall obligatorisch, um die Haut zu reinigen. Ein Training nach der Sauna ist jedoch kontraproduktiv, denn wie oben bereits erwähnt wird der Organismus extrem belastet.

… nicht geeignet für Kranke und Schwache

Sauna puscht das Herz-Kreislauf-System. Der Kick der Abkühlung, wenn sich die Gefäße wieder zusammenziehen und das Blut zurückschießt, kann darüber hinaus zu Kreislaufzusammenbrüchen führen. Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen sollten auf den Saunagang verzichten bzw. zunächst ihren Arzt um Rat fragen. Aus ähnlichen Gründen sollten Schwangere die Sauna meiden.

Menschen mit Infekten sollten der Sauna ebenfalls fern bleiben. Zwar kann regelmäßiges Saunieren das Immunsystem stärken. Doch ein angeschlagenes Immunsystem kann aufgrund der Extrembelastung für den Organismus weiter geschwächt werden. Auch generell für Autoimmunkranke, Menschen mit Schilddrüsen-Überfunktion oder mit Nierenleiden sowie Menschen mit Entzündungen an den Gelenken/Organen (Rheuma, Arthrose) ist die Sauna nicht empfehlenswert.

In Zweifelsfällen fragen Sie Ihren Arzt. Möglicherweise kann er Ihnen andere Wellnessarten empfehlen. Neben der finnischen Sauna (hohe Temperaturen bei wenig Luftfeuchtigkeit) gibt es andere Saunaarten wie das Dampfbad oder die Biosauna, um bei weniger Temperaturen und höherer Luftfeuchtigkeit zu schwitzen. Auch die Infrarotkabine ist eine mildere Form zum Entspannen und regt dazu an, Serotonin auszuschütten. Insbesondere in den grauen Wintermonaten ist der Gang in die Sauna oder in die Infrarotkabine eine gern genutzte Wellnesskur.

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