Steht Ihr Kaminofen im Wohnzimmer, der Schornsteinanschluss befindet sich aber in einem anderen Raum, müssen Sie mitunter eine längere Ofenrohr-Strecke einplanen. Diese sichtbare Strecke wird von einigen als unschön empfunden. Abhilfe könnte eine Ofenrohrverkleidung oder Rauchrohrummantelung schaffen – sachgemäße Isolierung vorausgesetzt. Dazu erfahren Sie mehr in diesem Beitrag.
Wann ist eine Verkleidung erwünscht?
Zum Verständnis: Die Verkleidung eines Ofenrohrs ist eine rein ästhetische Angelegenheit. Aus technischer Sicht ist sie nicht notwendig und kann bei unsachgemäßer Anbringung im schlimmsten Fall zu einem Brand führen. Da sich anspruchsvolle Ofenbesitzer dennoch mit diesem Thema beschäftigen, soll der Beitrag einige Inspirationen sowie technische Hinweise bieten, auf die Sie bei einer Ofenrohrverkleidung achten sollten.
Gründe für eine dekorative Rauchrohr-Ummantelung können zum Beispiel sein:
- Rauchrohr tangiert einen weiteren Raum, zum Beispiel als Winkelstück zwischen Wohnzimmer und einer Ecke des Flurs.
- Rauchrohr führt durch einen weiteren Raum oder Verbindungsraum (Flur).
- Beim Ofenrohranschluss oben soll der sichtbare Teil des Rauchrohrs verdeckt werden.
- Rauchrohr führt nahe der Decke quer durch einen Raum.
Wie lang darf ein Ofenrohr sein?
Beschaffenheit und Menge des Brennmaterials im Feuerraum, Beschaffenheit und Stärke des Ofenrohrs und Schornstein entscheiden über die Abgastemperatur während einer Verbrennung. In Kombination sorgen sie dafür, dass die Abgase schnell und sachgemäß den Weg nach draußen finden.
Die Hitze in einem Ofenrohr kann 350°C und mehr betragen. Die Abgastemperatur im Rohr ist abhängig von der Ausgangstemperatur im Feuerraum. Nachdem die Abgase über den Abgasstutzen in das Ofenrohr entwichen sind, verringert sie sich stetig. Je länger und verwinkelter das Ofenrohr ist, umso länger wird der Weg bis zum Schornstein. Im Schornstein angekommen, müssen sie jedoch noch bis zur Schornsteinmündung so viel Temperatur aufweisen, um gasförmig zu bleiben. Fällt die Abgastemperatur unter den Taupunkt, beginnt die Kondensation: Schadstoffe und Kohlenstoffe werden zähflüssig und sammeln sich an der Schornsteininnenwand an. Die Ablagerungen von unverbranntem zähflüssigen Kohlenstoff – Teer – ist einer der Hauptgründe für späteren Schornsteinbrand.
Diese Fakten sollten Sie bedenken, wenn Sie ein Ofenrohr verlegen, unabhängig davon, ob Sie es später verkleiden.
Da jede Aufstellung individuell erfolgt, ist Ihr erster Ansprechpartner Ihr Schornsteinfeger. Er wird Ihnen mitteilen, wie weit in Ihren Räumlichkeiten Kaminofen und Schornstein auseinander stehen können, um einen ordnungsgemäßen Abbrand noch realisieren zu können.
Ofenrohr verkleiden/Rauchrohr ummanteln
Tritt nun der Fall ein, dass Ihr Schornsteinfeger die Möglichkeit, den Kaminofen über den in einem anderen Raum verlaufenden Schornstein anzuschließen, bestätigt, und entsteht aus eben diesem Grunde eine längere sichtbare Ofenrohr-Strecke, können Sie sich über eine Verkleidung Gedanken machen. Da bei einer längeren Rohrstrecke nicht selten auch brennbare Objekte wie Tapeten, Wandvertäfelungen oder sogar Möbelstücke eine Rolle spielen, müssen Sie diese vor der Strahlungswärme schützen. In diesem Fall wird für die Abnahmebestätigung ebenso eine Ofenrohrisolierung gefordert.
Im günstigsten Fall fragen Sie Ihren Schornsteinfeger auch gleich nach einer sinnvollen Verkleidung, bevor Sie ihn verabschieden. Denn auch eine Verkleidung ist abnahmepflichtig.
Ein verkleidetes Ofenrohr muss wie jedes andere Ofenrohr auch folgende Eigenschaften innehaben:
- brennbare Objekte nahe des Ofenrohrs sind vor dessen Strahlungswärme zu schützen
- die Abgastemperatur darf durch Verkleidung/Isolierung nicht negativ beeinflusst werden
- Verkleidung/Isolierung darf nicht brennbar sein
Ofenrohr isolieren
Bei der Isolierung dürfen keine Bestandteile brennbar sein. Sie sollte daher der Baustoffklasse DIN 4102-1 A1 zugehörig sein bzw. der EU-Norm 13501-1 entsprechen.
Das gängige Material für eine Isolierung oder Dämmung sind KMF = künstliche Mineralfasern. Die Fasern können als Wolle, Platten oder in Schalenform vorliegen.
Bei der Isolierung von Heiz- und Ofenrohren wird Steinwolle in Form einer Schale mit einer Aluummantelung (alukaschiert) gern verwendet. Die Schale lässt sich aufklappen, sodass Sie sie in der passenden Länge um das entsprechende Rohr legen können. Zuvor schneiden Sie sie mit einem scharfen Messer zu. Die Nahtstellen, die durch das Zusammenklappen und Aneinanderreihen entstehen, werden mit einem breiten Alu-Klebeband überdeckt.
Oftmals befindet sich bereits eine Überlappung mit Klebestreifen zur Nahtverschließung an der Schale. Achten Sie darauf, dass die Nahtstellen geschlossen sind, bevor Sie sie verkleben. Über die offenen Enden an den Seiten werden Endmanschetten gestülpt. Diese bestehen ebenfalls als Aluminium und lassen sich passgenau zurechtbrechen oder zurechtschneiden. Fixieren können Sie diese ebenfalls mit Klebeband oder Sie nutzen hitzebeständigen Draht.
Arbeiten mit KMF
Künstliche Mineralfasern (KMF) stehen im Verdacht, die Lunge zu schädigen und die Haut zu reizen. Ähnlich wie Fasern des vormals verwendeten Dämmmaterials Asbest können die feinen KMF eingeatmet werden, sich in den Atmungsorganen festsetzen sowie in die Haut gelangen. Achten Sie daher auf Attribute wie KI ≤ 40. KI steht für den Kanzerogenitätsindex. Fasern mit einem hohen KI haben eine sehr geringe Haltbarkeit in einem Lebewesen, wie zum Beispiel einem Menschen. Das heißt, ein hoher KI bedeutet eine hohe Auflösung (Biolöslichkeit) in einem Körper (z.B. aktuell hergestellte Mineralwolle). Ein geringer KI bedeutet dagegen eine hohe Beständigkeit im Körper und ist potenziell erbgutschädigend (z.B. Asbest oder vor 2000 hergestellte Mineralwolle).
Ofenrohr verkleiden
Haben Sie das Ofenrohr isoliert, wäre die Arbeit getan – wenn da nicht das ästhetische Empfinden eine Rolle spielen würde. Verstecken, verbauen, einmauern – nun geht es an die Verkleidung.
Für eine sichere Dekoration können Sie Materialien nutzen, die Sie auch zum Verkleiden eines Heizkamins einsetzen würden:
- Porenbeton
- Wärmedämmplatten
Porenbeton hält bis 700°C ohne signifikante Änderungen stand (Quelle) und gehört zur Baustoffklasse DIN 4102-1 A1, nicht brennbar. Zwar wird er nicht als direkte Heizkamin-Verkleidung genutzt, doch ist er ein gern verwendeter Baustoff zum Beispiel für eine Schornsteinummantelung und kann daher auch ein Rauchrohr mit Isolierung verkleiden.
Wärmedammplatten gibt es in verschiedenen Varianten. Von einigen sind Beschaffenheit und Herstellung markengeschützt. Dies ist zum Beispiel bei Promasil und anderen Erzeugnissen des Herstellers Promat der Fall. Das Material besteht aus Kalziumsilikaten. Seine Struktur macht es temperaturschwankungsbeständig und ermöglicht eine geringe Wärmeleitfähigkeit. Promasil wird sowohl bei der Dämmung von privaten wie industriellen Feuerstätten verwendet als auch in der Gebäudetechnik (Brandschutz). Promatplatten halten bis zu 1000°C stand und haben einen sehr geringen Schwund, das heißt, auch bei sehr hohen Temperaturen verformen sie sich unwesentlich. Am Objekt befestigen lassen sich die Platten durch einen feuerfesten Kleber.
Eine weitere Marke ist Fermacell. Bei Fermacell-Produkten handelt es sich um Gipskarton. Hier achten Sie bitte auf die Baustoffklasse. Der Hersteller bietet Platten im Bereich A1, aber auch A2 an. Entscheiden Sie sich daher für Platten, die der höchsten Baustoffklasse zugehörig sind: A1. Fermacell-Gips-Platten lassen sich kleben, schrauben und klammern. Sie haben somit eine große Auswahl bei der Befestigung.
Hinter diesen Platten lassen sich Ofenrohrwinkelstücke ebenso verstecken wie längere Ofenrohrstrecken. Es ist Ihrer Fantasie überlassen, wie Sie die Ofenrohrstrecke nun verschönern. Die Branche, in der Sie sich hier bewegen, ist übrigens der Trockenbau. Ein Trockenbauer kann Sie daher bei diesem Projekt beratend unterstützen oder Ihnen die Arbeit abnehmen.
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