In relevanten Gartenforen und Blogs kommt oft die Frage auf, ob der junge Rasen in Torf eingebettet oder lieber nur eine grob- oder feinkörnige Schicht über die Saat verteilt werden soll. In ökologischer Hinsicht sollte jedoch die Antwort lauten: Keines von beiden! Torf gehört zu den raren Bodenschätzen, die immer weniger werden und wirklich ertragreich ist er in der Gartenerde auch nicht. Dazu hilft es zu wissen, was Torf für Eigenschaften hat, und natürlich auch, wie sich diese durch andere Hilfsmittel ersetzen lassen.
Torf und der Rasen
Um zu erklären, warum es gilt, Alternativen für Torf zu finden, muss man sich zunächst fragen, was Torf für die Gartenerde tun kann. Dies sei hier nun im Einzelnen erklärt.
Was ist Torf eigentlich?
Torf wird durch Ablagerungen in Mooren gewonnen. Pflanzen an Ufern und in Gewässern verenden. Durch das Wasser können die Pflanzenreste nicht so schnell zersetzt werden, da es dazu schlicht an Sauerstoff fehlt. Ihre Reste lagern sich ab und bilden eine Schicht, den Torf. Die langsame Zersetzung hat zur Folge, dass weitere Pflanzenreste sich auf die übrigen ablagern. Über Jahrhunderte hinweg wurden die unteren Schichten durch die oberen gepresst, was verschiedene Torfschichten entstehen ließ. Je nach Art handelt es sich um braunen bis fast schwarzen Torf. Im Torf selbst arbeiten viele Organismen an der Zersetzung und legen so Nährstoffe frei.
Man unterscheidet zwischen Niedermoortorf und Hochmoortorf. Die Bezeichnungen gehen auf ihren Standort zurück, der wiederum ihre Eigenschaften bedingt.
Ein Niedermoor wurde aus Senken und Mulden gebildet. Es hält sich am Stand des Grundwassers und wächst darüber hinaus kaum in die Höhe. Der dort entstandene Niedermoortorf hat immer Kontakt mit dem Grundwasser und den am Boden befindlichen Mineralien. Er ist somit sehr nährstoffreich. Es handelt sich hierbei um die nährstoffreichste Torfart mit einem vergleichsweise hohen ph-Wert.
Hochmoore sind über das Grundwasser hinaus gewachsene Niedermoore oder bildeten sich durch ehemalige Überschwemmungsgebiete, deren Wasser nicht mehr zurückgegangen ist. Grundwasser ist wenig vorhanden, Mineralien sind rar, der ph-Wert entsprechend niedrig.
Eine weitere Art ist der sogenannte Übergangstorf. Dieser vereint Eigenschaften vom Nieder- und Hochmoortorf. Er ist saurer als der Niedermoortorf und nährstoffreicher als der Hochmoortorf.
Für die Torfgewinnung wird das Gelände und somit die Torfschichten trocken gelegt. Anschließend werden die Schichten nach und nach abgetragen. Durch den Abbau des Torfs wird also die umgebende Umwelt zerstört und der Klimawandel im schlimmsten Fall beschleunigt. Denn Torf stellt eine erste Phase hin zu Kohle dar. Zersetzung und der jahrhundertelange Druck der oberen Schichten erzeugen Kohlenstoff. Der bleibt zwar zunächst im Torf gespeichert. Je mehr Torfgebiete jedoch aufgebrochen werden, umso mehr Kohlenstoff gelangt in die Umgebung und auch in die Atmosphäre. Dazu kommt eine Menge an weiteren Gasen, die frei gesetzt werden, wie zum Beispiel das für Lebewesen schädliche Methan.
In Deutschland gibt es hauptsächlich in Niedersachsen, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern Abbaugebiete für Torf. Zwar sind seit einigen Jahren Bewässerungsprojekte nach dem Torfabbau vorgesehen, sogenannte Renaturalisierungen, doch zunächst entweichen sehr viele Treibhausgase in die Atmosphäre. 2015 wurden daher von den Grünen aus Niedersachsen Pläne vorgelegt, den Torfabbau in ihrem Bundesland zu stoppen.
Neben dem Gartenbau ist vor allem Schwarztorf, die erste Schicht, ein begehrtes Brennmaterial zum Beispiel zum Beheizen eines Kaminofens. Nicht nur für den Gartenbau wird also Torf abgebaut.
Warum wird er im Garten verwendet?
Da Torf aus Pflanzenresten gebildetes Gut ist, ist er zunächst organisch und trägt wenig Schadstoffe in sich. Wird nun der Rasen mit Torf versehen, arbeiten die Organismen an der Zersetzung weiter, sodass produzierte Nährstoffe als „Nebenprodukt“ den Pflanzen darunter zugute kommen. Außerdem hat Torf einen niedrigeren ph-Wert als der Gartenboden, sodass dieser durch Torfbestückung gesäuert wird.
Man muss aber bereits hier zwischen Nieder- und Hochmoortorf unterscheiden. Niedermoortorf beinhaltet wesentlich mehr Nährstoffe als Hochmoortorf. Den ph-Wert des Bodens zu reduzieren, lohnt sich dagegen eher mit Hochmoortorf.
Hinzu kommt bei jeder Torfart die Eigenschaft, dass sie Wasser speichern und nach und nach an die Umgebung und damit auch an Pflanzen abgeben kann.
Die Eigenschaften, die Torf als Substrat für Pflanzen relevant machen, sind also:
- sie säuren den Boden (Hoch- und Übergangstorf)
- sind nährstoffreich und luftig, vor allem Niedermoortorf
- können Wasser sukzessive abgeben
Torf bringt daher Eigenschaften mit, die ein junger Rasen benötigt: einen lockeren, wasserdurchlässigen und zugleich wasserspeichernden Boden.
Wozu benötige ich einen sauren Boden?
Warum ein nährstoffreicher und luftiger Boden oder eine zeitlich versetzte Wasserabgabe den Pflanzen gut tun, soll an dieser Stelle nicht weiter erläutert werden. Dies können Sie bereits in zahlreichen Beiträgen im Magazin nachlesen.
Ob ein Boden möglichst sauer werden soll, hängt hingegen mit Ihrer Wahl der Pflanzen eng zusammen. Viele Beerenarten wie Heidelbeeren oder Johannisbeeren bevorzugen sauren Boden. Auch einige Sträucher wie Rhododendron oder Azaleen zeigen ihre volle Blütenpracht bei niedrigem ph-Wert. Hierfür benötigen Sie also eine Lösung, um den Boden auf einen ph-Wert von 6 oder weniger zu säuern.
Sauer, neutral, alkalisch
Ergänzend seien die Wertgrenzen für die Bodenarten angegeben:
- neutraler Boden: ph-Wert 6,5 bis 7,4
- saurer Boden: alles was darunter liegt
- alkalischer Boden: alles was darüber liegt
Auf einem sauren Boden lässt sich ein guter Rasen nicht pflegen. Halten Sie den Boden Ihres Rasens auf einen ph-Wert von 6,5 (neutral) und steuern Sie mit Kalk nach, wenn er zu sauer wird.
Welche Alternativen gibt es zu Torf?
Nährstoffreich dank Kompost
Nährstoffreich sowie locker und luftig sind viele Substrate, die Sie kaufen oder die Sie in Ihrem Garten selbst anbauen können. Ein gut gemachter Kompost beispielsweise gibt Rasen und Pflanzen mehr Nährstoffe, als Torf dazu in der Lage ist. Denn hier handelt es sich nicht um Jahrhunderte altes fremdes Gut, sondern um frisches und heimisches Substrat. Die Organismen, die dieses Substrat hervorbringen, sind wesentlich aktiver als Organismen in Torf.
Kompost sollte jedoch entsprechend gepflegt werden. Essensreste sowie Papier- oder Plastikreste gehören nicht auf den Kompost. Stattdessen statten Sie ihn mit Folgendem aus:
- Grünschnitt
- Gehölzer
- Laub
- Sauerstoff (halten Sie ihn also nicht unter Verschluss)
Mehr benötigt ein Kompost nicht, um nährstoffreich zu gedeihen. Haben Sie keinen geeigneten Platz dafür oder Sie wünschen ihn in einem gereinigten und geprüften Zustand, können Sie Ihren Grünschnitt zu einer Grünschnittverwertungsanlage bringen und kontrolliert verrotteten Kompost erwerben.
Gerade im Frühjahr sollten Sie Ihrem Rasen eine gute Portion Kompost gönnen. Nach dem harten Winter braucht er Nährstoffe besonders.
Luftig und locker dank Holzfasern
Für ein luftiges Substrat lohnt sich der Zusatz an Holzfasern. Diese verfügen über eine hohe Wiederbenetzbarkeit sowie Wasserdurchlässigkeit. Staunässe wird somit vermieden und auch bei Trockenheit nimmt die Erde Wasser an.
Sauer mit Nadelholzmulch
Um den Boden zu säuern, gibt es ebenfalls Alternativen. Diese bestehen aus Nadelholzrinden. Fichten, Kiefern, Tannen und andere Nadelbäume benötigen sauren Boden, um zu wachsen, und sie säuern den Boden, wenn er ihnen nicht sauer genug erscheint. Aus diesem Grunde gedeiht zum Beispiel ein Johannisbeerstrauch zwar in der Nähe einer Kiefer, aber kein Radieschen.
Mischen Sie also Rindenmulch unter Ihre Erde, sodass der gewünschte Sauereffekt erreicht werden kann.
Haben Sie kein Nadelholz zur Hand, klappt auch die Zugabe von Kaffeesatz. Kaffee ist jedoch kein heimischer Zusatz, daher sei dieser nur ergänzend erwähnt.
Wasser speichern mit Fasern und Rinde
Holz bzw. seine Bestandteile sind aufgrund seiner Struktur ein geeigneter Ersatz für Torf als Wasserspeicher. Die luftigen Rinden und Holzfasern können das Wasser leicht aufnehmen und es nach und nach wieder abgeben.
Sandige Böden zum Beispiel sind schön locker und somit wasserdurchlässig. Jedoch sind sie nicht in der Lage, Wasser lange zu speichern und Sie müssen oft nachgießen. Nutzen Sie lieber einen einfachen Boden und mischen Sie Fasern und Rindenmulch unter. Damit verleihen Sie dem Boden sowohl ausreichend Wasserspeicherkraft als auch viel Luftigkeit, und locker wird/bleibt er auch.
1:1-Alternativen
Die zuvor genannten Substanzen ergeben in ihrer Summe eine Alternative. Möchten Sie jedoch eine Lösung für alle Eigenschaften, werden Sie diese nur im entfernten Asien und in tropischen Breitengraden vorfinden. Ein 100-prozentiger Ersatz für Torf ist die Kokosnussfaser. Die Faser um eine Kokosnuss herum weist sehr ähnliche Eigenschaften auf, wie sie dem Torf zu eigen sind. Um die Fasern für die Gartenerde zu verwenden, werden diese gesammelt und gepresst.
Rechnen Sie dann den Export in die hiesigen Breitengrade mit ein, kann von Ökologie kaum noch die Rede sein. Bedenken Sie allerdings, dass der Torf aus dem Baltikum und Skandinavien ebenfalls eine beachtliche Strecke zurücklegt, bevor er bei uns als Gartenerde-Substrat Verwendung finden kann, und dafür in den betroffenen Ländern und Regionen Moorgebiete zerstört werden. Erschwerend kommt hinzu, dass die oben genannten Renaturalisierungen nur auf Deutschland und wenige andere EU-Länder beschränkt sind. So ist der Griff zur Kokosnussfaser schon nicht mehr ganz so abwegig. Diese sollten Sie jedoch nur verwenden, wenn Sie alle Eigenschaften von Torf für Ihre Gartengestaltung benötigen.
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