Lastenfahrrad: Autoersatz und Kinderkutsche

Mutter fährt Kinder im Cargobike | Bild: pikselstock stock.adobe.com
Mutter fährt Kinder im Cargobike | Bild: pikselstock stock.adobe.com

Im wahrsten Sinne des Wortes ist das Lastenfahrrad ein echter „Drahtesel“. Von Beginn der Mobilität an ist das Lastenrad ein wichtiges Transportmittel für Güter. Mit dem Elektroantrieb sind neue Größenordnungen möglich. So kann das zulässige Gesamtgewicht bei Elektro-Lastenfahrrädern 150 kg und mehr betragen. Damit stellt es vor allem eine nützliche Anschaffung für verschiedene Personengruppen dar, die Lasten mit hohem Gewicht transportieren müssen. Im privaten Sektor wären Mehr-Personen-Haushalte, Familien mit Kindern oder auch Hausgemeinschaften ein Beispiel. Im gewerblichen Sektor gibt es weitere wie zum Beispiel verschiedene Kuriere (Lieferdienste) oder kleine Unternehmen, die Waren anbieten. Lastenräder sind speziell für die Aufnahme von Lasten gebaute Fahrräder. Seit der Kleinserien-Richtlinie von 2018 wird die Anschaffung dieser umweltfreundlichen Transporter vom Bund gefördert. Mehr über das Lastenfahrrad erfahren Sie hier.

Am Anfang war das Lastenrad

Lastenräder, oder englisch: Cargobikes, sind keine Erfindung der Gegenwart. Vielmehr stellen sie einen frühen Meilenstein der Mobilität dar. Wenn der Bäckerjunge Brot und Brötchen zustellte oder der Junge vom Eisenwarenladen Werkzeuge für seinen Meister in den Laden brachte, schwangen sie sich auf ein Lastenrad.

Bäckerrad/Baker's Bike | Bild: 4772818
Schon im 19. Jahrhundert war das Lastenrad (hier: Bäckerrad/Baker’s Bike) im Handwerk bzw. im Lebensmittelgewerbe ein gern genutztes Transportmittel | Bild: 4772818

Erst die Automobile verdrängten das Lastenrad aus den Städten und Dörfern. Mit Europas Ausrichtung auf Umweltfreundlichkeit erlebt das Lastenfahrrad eine Renaissance (zu Deutsch: Wiedergeburt), wobei insbesondere Cargobikes mit elektrischem Antrieb im Fokus stehen.

Was wird gefördert?

Obgleich Personen und Gegenstände mit einem Lastenfahrrad transportiert werden können, sind die Förderungen grundsätzlich nicht für Lastenräder gedacht, deren Hauptlast Personen darstellen. Auch Lastenräder, bei denen ein Teil des Fahrrades für die Präsentation von Waren dient, gehören nicht in das Programm. Die aus China bekannte Rikscha (Fahrradkutsche) oder mobile Verkaufsstände gehören nicht zu den förderfähigen Anschaffungen.

Vielmehr soll mit der Kleinserien-Richtlinie von 2018 (Modul 5) erreicht werden, dass das Lastenrad bei Gütertransporten das Auto ersetzt, um den Schadstoffgehalt in der Luft zu verringern. Angesprochen werden also unter anderem Kuriere, die ihre Waren per Lastenfahrrad zum Kunden bringen möchten. Auch Unternehmen, die Rohstoffe, Materialien oder Fertigteile lieber per Fahrrad als im Auto transportieren möchten, können einen Antrag stellen. Weniger Autos, weniger Schadstoffe – so ist die einfache Rechnung. Privatpersonen hingegen sind nicht antragsberechtigt.

Lastenrad statt Buggy

Obgleich sich die Förderung lediglich auf den Gütertransport und Unternehmen bezieht, werden immer mehr Lastenräder von Familien als Buggy-Ersatz genutzt. In passenden Aufbauten extra für Kinder steigen Kids unterschiedlicher Altersgruppen ein und können sich zum Zielort fahren lassen. Zielgruppe sind unter anderem Eltern, die das Auto stehen lassen möchten, um ihre Kids ohne großen Aufwand in den Kindergarten zu bringen oder von der Tagesstätte abzuholen. Auch für den Vierbeiner gibt es entsprechendes Zubehör.

Vorteil ist das unkomplizierte Fahren mit Kindern. Beim Long John beispielsweise sitzen die Kinder vorn und somit im Blickfeld der Eltern. Einschränkungen ergeben sich dagegen beim Einkaufen. Während der Buggy sowohl am Fahrrad als auch für die Kaufhalle als Kinderwagen verwendet werden kann, sind die Ladeflächen beim Lastenrad keine kompletten Fahrzeuge. Die Kinder müssen also beim Einkaufen vom Lastenfahrrad absteigen, um die Eltern in die Kaufhalle zu begleiten. Bei einem Ausflug hingegen können die Kids bei freier Fahrt und in frischer Luft die Gegend anschauen, bis sie am Zielort angekommen sind.

Mit dem Elektroantrieb ist außerdem eine höhere Zuladung möglich. So kann das Lastenrad insbesondere bei kurzen Wegen, zum Einkaufen, bei Kleinmöbeltransporten und so weiter eine Alternative fürs Auto sein.

Was genau ist nun aber ein Lastenfahrrad, wo sind die Ladeflächen und was sind Aufbauten? Dazu im Folgenden mehr …

Was ist ein Lastenfahrrad?

Ein Lastenfahrrad ist ein Fahrrad, das für hohe Lasten ausgelegt ist. Somit ist insbesondere der Rahmen, und ggf. auch die Speichen, verstärkt. Die ersten Lastenräder bestanden aus Stahl. Heute kann man wählen zwischen Lastenrädern aus Stahl oder Aluminium.

Arten von Lastenrädern

Beim Lastenrad kann sich die Ladefläche vorn (Frontlader) oder hinten (Hecklader) befinden. Die Ladeflächen sind ebenso wie der Rahmen im Material verstärkt und oftmals Teil des Rahmens bzw. mit diesem als untrennbare Einheit fest verbunden. Ein Frontlader ist zum Beispiel das weiter oben bereits erwähnte Bäckerrad. Markant am Bäckerrad ist der Bügel-Ständer, der für einen sicheren Stand fernab von stützenden Hausmauern sorgt. Ein Lastenrad kann ebenso einen verlängerten Gepäckträger am Heck besitzen. Diese Cargobikes nennen sich auch Backpacker. Auf dem Backpacker können zwei Kinder hintereinander sitzen.

Eine weitaus auffälligere Variante ist das Lastenrad mit tiefliegender Ladefläche. In Dänemark spricht man vom Long John. Die Ladefläche vorn ist bodennah ausgerichtet. Sie stellt die erweiterte Front des Fahrradrahmens dar.

Kurier auf einem Lastenrad/Cargo-Bike | Bild: David stock.adobe.com
Kurier auf einem Lastenrad/Cargo-Bike (Long John) | Bild: David stock.adobe.com

Beim Long John bzw. beim Lastenrad mit tiefliegender Ladefläche vorn können sogenannte Aufbauten den Komfort beim Vorbau erhöhen. So gibt es beispielsweise kabinenartige Aufbauten oder Aufbauten in Kastenform, die als Zubehör angeboten werden. Sie stellen Sitze, Sitzbänke oder Behältnisse dar, die am Ladeflächen-Rahmen angebracht werden.

Zwei- oder Dreirad

Lastenfahrräder können einspurig oder zweispurig fahren. Einspurig bedeutet: Sie besitzen Vorderrad und Hinterrad, die beim Fahren eine Spur bilden. Ein anderer Typ ist das zweispurige Cargobike: ein Lastenrad mit drei Rädern, wobei das dritte Rad ein Vorderrad oder ein Hinterrad sein kann. Zweispurige Lastenräder haben denselben Vorteil wie jedes andere Dreirad auch: Sie sind kippstabil. Auch auf der Stelle stehend, würden sie nicht umkippen. Das zusätzliche Rad stabilisiert je nach Anbringung die Front (Frontlader) oder das Heck (Hecklader). Aufgrund der Zweispurigkeit beanspruchen sie jedoch einen entsprechend breiteren Stellplatz, vergleichbar mit einem drei- oder vierrädrigen Anhänger.

Cargo-E-Bike 10 Cargo 20/26 | Bild: Prophete
Einspurer: Cargo-E-Bike 10 Cargo 20/26 | Bild: Prophete

Elektro-Lastenfahrrad

Ein Elektro-Lastenrad ist ein für hohe Zuladung gefertigtes Pedelec . Das heißt, es fährt mit Unterstützung durch einen Akku-Motor. Gängig sind Lastenräder mit Mittelmotor oder Heckmotor. Mehr über Elektrofahrräder finden Sie in unserem Beitrag Elektrofahrrad/Pedelec. Der Hinterrad- oder Heckmotor ist in der Hinterrad-Nabe verbaut. Beim Fahren werden Sie einen Schub wie beim Rückenwind spüren. Beim Mittelmotor erfolgt der Antrieb über das Tretlager. Das Fahrgefühl ähnelt dem normalen Fahrradfahren am ehesten. Aufgrund der höheren Belastbarkeit von Kette und Tretlager durch den Mittelmotor ist hier unter Umständen mit einem höheren Verschleiß zu rechnen. Der Akku lässt sich durch eine Stromquelle mit 230-Volt-Spannung wieder aufladen, sprich: durch das Einstecken in eine gewöhnliche Haushaltssteckdose.

Sind Sie unsicher, ob sich ein Motor am Lastenfahrrad für Sie lohnt, können Sie sich für solche entscheiden, bei denen Sie den Motor nachrüsten können. Generell empfiehlt sich ein Schwerlast-Pedelec in hügeligen oder bergigen Gebieten.

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