Herbst und Winter, die nasskalten Jahreszeiten, fordern das Immunsystem der Hunde. Vor allem für kurzhaarige, kurzbeinige, junge, kranke und alte Hunde können so manche Tage ein wahres Hundewetter sein. Wie Sie Ihrem Vierbeiner diese Zeit erleichtern können, erfahren Sie hier.
Nass, kalt, grau
Zeigt sich der Herbst an den Blättern der Bäume auch in seiner schönsten Farbenpracht, ist der Himmel nicht selten ein grauer Vorhang. Schon ab 17 Uhr wird es spürbar dunkler. Ab 19 Uhr können Sie bereits das Licht im Wohnzimmer anschalten. Hinzu kommt die Kälte, die nicht nur Ihnen zu schaffen macht.
Licht ins Dunkel bringen
Gehen Sie im Herbst mit Ihrem Hund zu Ihrer festgelegten Uhrzeit Gassi, wird sich Ihnen ein anderes Bild bieten als im Sommer. Durch das Grau-in-Grau beschränkt sich die Sichtweite erheblich. Was Sie im Sommer klar erkennen konnten, wirkt verschwommener. Nicht anders ergeht es den Autofahrern bei diesen Lichtverhältnissen. Besonders Straßenränder werden unschärfer wahrgenommen. Die Fahrbahn kreuzende Tiere werden oft erst erkannt, wenn es zu spät ist. Diese Situation lässt sich vermeiden, wenn Sie dafür sorgen, dass die Tiere rechtzeitig gesehen werden. Dafür tragen Reflektorstreifen oder selbstleuchtende Halsbänder Sorge.
Reflektorstreifen
Reflektorstreifen bestehen aus Mikroglasperlen, die das auftreffende Licht zurückwerfen (reflektieren). Dabei wird das Licht so oft gebrochen, dass es direkt zur Lichtquelle (zum Beispiel Scheinwerfer etc.) zurückgeworfen wird. Die Mikroglasperlen werden anschließend mit Folie beklebt und zu einem einheitlichen Reflektorstreifen. Reflektor-Halsbänder, zum Beispiel aus Nylon, sind also Halsbänder mit eingenähtem Reflektorstreifen.
Leuchthalsring/Leuchthalsband
Leuchthalsringe tragen Ihre Hunde zusätzlich zum Halsband. Leuchthalsbänder sind Halsbänder mit Leuchtdioden. In der Praxis werden die beiden Begriffe selten auseinander gehalten und synonym behandelt. Ein Leuchthalsring oder ein Leuchthalsband arbeiten immer mit Energie. Es besteht aus einer Hülle mit eingefassten Lämpchen (Leuchtdioden) und dem Batteriefach. Heutzutage werden am häufigsten LED verwendet. Die Energie erhalten die Leuchtdioden über Akku oder Batterie. Einige Akkus lassen sich über USB aufladen.
Oft können Sie wählen zwischen Blinklicht und Dauerlicht. Laut VDH-Vorstandsmitglied Udo Kopernik, sind Blinklichter mit Vorsicht zu genießen. Das kurze Aufleuchten der Leuchtdioden könnte Hunde auf lange Sicht nervös machen und schlimmstenfalls Epilepsie verursachen. Langjährige Untersuchungen gibt es für diese These noch nicht. Als Argument wird der Mensch herangezogen, bei dem die oben genannten Symptome bei dauerhaft blinkendem Licht bereits beobachtet wurden. Im Zweifel greifen Sie zum Leuchthalsband oder Leuchthalsring mit Dauerlicht.
Hinweis: Entscheiden Sie sich für ein Leuchthalsband, prüfen Sie es auf Wasserdichtigkeit. Gerade im Herbst sind Regen und Graupelschauer allgegenwärtig. Außerdem springen große wie kleine Hunde gern einmal durch Pfützen oder in Wasserlachen. Kann Wasser in das Batteriefach eindringen, gelangt Feuchtigkeit an die Kontakte der Lämpchen und wie wasserdicht ist das Halsband, wenn Sie den An- und Ausknopf drücken – das sind Fragen, die Ihnen dabei helfen, herauszufinden, ob ein Leuchthalsband wasserdicht ist.
Beim Gesehenwerden ist ein Mehr auch mehr. Wenn Ihnen bei sehr schlechten Sichtverhältnissen das Leuchthalsband nicht mehr ausreichend erscheint, können Sie Ihrem Hund optional eine Warnweste anlegen. Bei diesen Westen ist die Reflektorfläche wesentlich größer als bei einem Halsband. Reflektierende Hundeleinen sind ebenfalls im Handel erhältlich. Diese wirken wie ein leuchtender Wegweiser zum Hund.
Spaziergang den Temperaturen anpassen
Im Herbst lässt die Kraft der Sonne nach. Die kalten Zeiten brechen an. Luft wie Boden werden kühler und feuchter. Im Interesse Ihres Hundes sollten Sie daher auch Ihre Gassirunde dem Wetter anpassen. Nach der täglichen Toilette laufen die Hunde gern noch weiter, wobei sie sich selten Gedanken über ihren Gesundheitszustand machen. Dafür sind schließlich die Hundebesitzer zuständig. Doch wie lange Hunde Gassi gehen sollten, ist von vielen Faktoren abhängig, allen voran von der Rasse, dem Alter und dem Gesundheitszustand des Hundes.
Neben einer möglichen Erschöpfung durch zu viel Laufen, was zu jeder Jahreszeit und besonders im Sommer möglich ist, droht dem Hund im Herbst und Winter eine Unterkühlung. Diese kann zum Kreislaufzusammenbruch führen. Unterkühlung beim Hund entsteht, wenn seine Körpertemperatur unter 38°C sinkt. Im Vergleich zum Menschen haben Hunde also eine höhere Körpertemperatur. 36°C bis 37°C, wie bei einem gesunden Menschen üblich, sind deutlich zu wenig für einen Hund.
Ein Warnzeichen für Unterkühlung ist Zittern. Wie auch beim Menschen entsteht das Zittern beim Hund durch Muskelkontraktion. Der Körper produziert durch Bewegung der Muskeln Bewegungsenergie, die er in Wärme umsetzt, um die lebenswichtigen Organe vor Unterkühlung zu schützen. Dabei werden andere Körperteile vernachlässigt. Ein weiteres Warnzeichen ist daher auch das Erkalten von Ohren, Schwanz und Pfoten. Ist dieser Zustand erreicht, ist es höchste Zeit, den vierbeinigen Gefährten ins Warme zu schaffen. Auch das Ziehen an der Leine in die entgegengesetzte Richtung kein ein Indiz sein. Der Hund will auf demselben Weg zurück, auf dem Sie hergekommen sind: dem Weg nach Hause.
Vor allem kurzhaarige und kurzbeinige Rassen sind schlecht vor Unterkühlung gefeit. Den Kurzhaarigen fehlt das Unterfell (Unterwolle), das sie vor Kälte schützen soll. Die Kurzbeinigen sind viel zu nah am kalten Boden und vor allem im Bereich Nieren, Bauch und Blase gefährdet. Da Welpen eine höhere Körpertemperatur benötigen, sind auch sie schnell unterkühlt. Alte und kranke Hunde sollten aufgrund ihres geringeren Energiehaushaltes ebenfalls vor Unterkühlung geschützt werden.
Für kurzhaarige, kurzbeinige, kleine, junge, alte und kranke Hunde gibt es wärmende Hundemäntel. Bei der Auswahl sollten Sie jedoch einige Details beachten, zum Beispiel:
- Ist der Mantel wasserdicht?
- Passt die Größe?
- Gibt es eine Anleinoption (Geschirr) oder liegt das Halsband frei?
- Schränkt der Mantel die Bewegungsfreiheit des Hundes ein?
- Speziell bei kurzbeinigen Hunden: Ist der Bauchbereich gut gefüttert?
- Sichtbarkeit: Ist der Mantel mit reflektierenden Flächen versehen?
Aber auch langhaarige Rassen können eine Unterkühlung riskieren, nämlich dann, wenn das Fell seine Schutzfunktion einbüßt, sei es durch langanhaltenden Regen, Eisregen, eine Schneewanderung oder einen spontanen Sprung ins nächstgelegene Gewässer.
Tipp: Sind Sie unsicher, wie lange Sie mit Ihrem Hund an den kühleren Tagen hinausgehen sollten, beschränken Sie die Dauer und gehen Sie dafür pro Tag öfter Gassi. Achten Sie ebenfalls darauf, dass der Hund in Bewegung bleibt. Langes Sitzen oder Liegen auf kaltem und feuchtkaltem Boden sollten Sie bei ihm gänzlich vermeiden. Schnell kann dies zu Atemwegserkrankungen oder Blasenentzündungen führen.
Nach dem Gassigehen Hund trocknen und säubern
Nach dem Spaziergang im feuchtkühlen Herbst und insbesondere im eisigen Winter ist es ratsam, den Hund trocken zu rubbeln und seine Pfoten zu säubern. Im trockenen, warmen Zustand erreicht die Körpertemperatur schnell wieder ihren Normalbereich. Sollte Ihr Hund unterwegs eine längere Zeit gezittert haben, kann es empfehlenswert sein, ihn zuhause in eine warme Decke zu wickeln und ein Wärmekissen dazu zu legen. Bei Verdacht auf starke Unterkühlung sollten Sie außerdem die Körpertemperatur messen und Ihren Hund beobachten. Im Zweifel kann Ihnen der Tierarzt sagen, ob Ihr Hund Folgeschäden davongetragen hat oder sich wieder gänzlich erholt.
Sind Sie über enteiste Gehwege und Straßen gelaufen, ist es ratsam, die Pfoten Ihres vierbeinigen Gefährten besonders gründlich zu säubern. Nicht selten wird Streusalz zum Enteisen der Wege verwendet. Streusalz wirkt ätzend und schädigt den Ballen. Rollsplitt kann aufgrund der scharfen Kanten ebenso den Ballen verletzen. Säubern und trocknen Sie die Pfoten vorsichtig mit einem Tuch. Chemische Mittel sind dafür nicht notwendig.
Hinweis: Behandeln Sie die Pfoten Ihres Hundes, bevor er es tut! Leckt sich der Hund Streusalz von den Pfoten, gelangt das Salz in seinen Organismus und kann dort je nach Menge großen Schaden anrichten. Im leichten Fall könnte dies zu kurzzeitigen Verdauungsproblemen führen. Im schlimmsten Fall erleidet Ihr Hund eine Gastritis (Magenschleimhautentzündung). Auch nicht zu unterschätzen ist das Schneefressen, besonders an Straßen. Im Schnee könnten Schadstoffe sein, angefangen mit Streusalz bis hin zu ausgelaufenem Frostschutzmittel. Das enthält Ethylenglycol und kann Ihren Hund vergiften.
Gegen das Einnehmen von Frostschutzmitteln hilft nur das rechtzeitige Eingreifen. Hat der Hund es schon eingenommen, sollten Sie dringend den Tierarzt aufsuchen. Bis zum Tierarzt unterstützen Kohletabletten dabei, die drohende Vergiftung eine kurze Zeit zu verlangsamen.
Gegen Rollsplitt oder Streusalz an den Pfoten gibt es eine Lösung in Form von Schutzstiefeln. Gerade beim Gassigehen in der Großstadt lässt sich das Belaufen auf durch Streusalz enteisten Wegen nicht immer vermeiden. Hat Ihr Hund stark empfindliche Pfoten oder haben sich bereits Risse im Ballen gebildet, ist das Anziehen von Schutzstiefeln oder Schutzsocken ratsam.
Das Tragen dieser für den Hund oft als unangenehm empfundenen Fremdkörper sollte noch vor dem Gassigehen ausprobiert und wenn nötig antrainiert werden. Ansonsten kann es passieren, dass Ihr Hund den Pfotenschutz schnell wieder auszieht. Verbinden Sie das Anziehen mit dem Geben eines Leckerlis, so lassen sich Schutzstiefel mit etwas Angenehmem assoziieren.
Ernährung
Für den Erhalt der geregelten Körpertemperatur benötigt der Hund an kühleren Tagen ausreichend Energie und auch das Immunsystem muss mit mehr Energie versorgt werden, um Viren und Bakterien effektiv zu bekämpfen. Außerdem verbraucht der Fellwechsel ebenfalls Energie. Unterstützen können Sie die Gesundheit Ihres Vierbeiners mit energiereicher und vitaminreicher Ernährung.
Dies erreichen Sie mit eiweißreicher Kost, Fetten und Omega-3- sowie Omega-6-Fettsäuren. Eiweiß besteht aus Aminosäuren, die für den Muskelaufbau und für die Stärkung des Immunsystems eine hohe Relevanz besitzen. Tierische und pflanzliche Fette sorgen für Energieschub, während Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren eine wichtige Funktion für den Stoffwechsel und das Immunsystem haben. Omega-6-Fettsäuren sind in Fleisch zu finden, Omega-3-Fettsäuren in Fisch und Fischöl.
Vitamine unterstützen unter anderem das Immunsystem (A, C), das Nervensystem und das Körperwachstum (A), den Knochenaufbau (D) sowie Haut und Fell (A). Die hier aufgeführten Vitamine sind fettlöslich. Damit sie ihre Funktion erfüllen, sollten Sie das mit diesen Vitaminen angereicherte Futter mit Öl, Fischöl oder Leinöl, vermischen.
Hinweis: Ein Zuviel an Vitaminen kann zu einer Vitaminvergiftung (Hypervitaminose) führen. Während Vitamin C zum Beispiel wieder ausgeschieden werden kann, reichert sich Vitamin A in der Leber an. Überdosierung von Vitamin A kann zu Hirntod führen und Missbildungen hervorrufen, ein Zuviel an Vitamin D führt zu Nierenschäden durch Kalkablagerungen, Vitamin-C-Überdosierung führt zu Unwohlsein durch Übersäuerung des Magens. Bevor Sie Nahrungsergänzungsmittel oder Vitaminpräparate zusätzlich für die Ernährung Ihres Hundes in Betracht ziehen, sollten Sie daher einen Tierarzt um Rat fragen.
Intelligenter Zeitvertreib
Der Gassigang ist bei Wind und Wetter erforderlich. Das Toben muss aber nicht zwingend draußen stattfinden. Tiere können auch in der warmen Stube unterhalten werden. Da eine besonders starke Motivation das Futter ist, versuchen Sie es mit Futter-Suchspielen. Legen Sie das Futter in ein ausrangiertes ungiftiges Spielzeug und lassen sie den Hund das Spielzeug suchen. Ihr Spürhund wird nun mit seiner Spürnase das Futter im Spielzeug wittern und sich alsbald auf die Suche und die Eroberung machen.
Haben Sie einen langen Korridor, machen Sie daraus einen Parkour. Alles was Sie benötigen, sind Tische, Stühle oder Kisten, unter oder über die Ihr Vierbeiner tollen wird. Für ein besonders aufregendes Erlebnis können Sie Ihren Parkour mit einer Decke verhüllen und Ihr Spielgefährte wird sich wie in einem Tunnel fühlen.
Weitere beliebte Spiel- und Trainingseinheiten finden Sie zum Beispiel in Zerrspielen. Befestigen Sie präparierte Socken oder ausrangierte Handtücher leicht an festen Objekten und lassen Sie den Hund daran ziehen. Besonders bei Zerrspielen sollten Sie jedoch auf Sicherheit achten. Kann etwas durch die Bewegungen des Hundes nach unten fallen? Ist das Objekt für das Zerrspiel geeignet?
Herbst und Winter sind ebenfalls gute Gelegenheiten die alten Kommandos aufzufrischen oder neue auszuprobieren, wie zum Beispiel ein Stofftier zu apportieren. Es muss nicht immer das Stöckchen sein.
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