Man kommt nach Hause, möchte das Licht anknipsen, doch es passiert: nichts. Auch die restliche Wohnung bleibt finster, während in der Nachbarschaft alles hell erleuchtet ist. Der Weg führt zum Sicherungskasten. Auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung, die Kippschalter der Sicherungsautomaten aller Räume stehen in der richtigen Position. Doch die eine Sicherung, diese große, breite, die steht auf „Aus“. Genau genommen ist das keine Sicherung, sondern der Fehlerstrom-Schutzschalter (in der Fachsprache RCD genannt), im Volksmund als FI-Schalter bekannt. Was nun?
Einen Stromausfall hat jeder schon erlebt. Man steht in der Küche, hat Backofen, Kochfeld und womöglich noch die Mikrowelle laufen und… ZACK! Schon ist es dunkel. In einer fachmännisch verkabelten Wohnung bzw. einem Haus mit zeitgemäßer Elektroinstallation dürften diese drei Geräte allein nicht für eine Überlastung sorgen, doch tatsächlich kann eine solche dazu führen, dass eine Sicherung rausspringt bzw. auslöst, wie es korrekt heißt. Die früher üblichen, in neueren Gebäuden aber nur noch selten verwendeten Schmelzsicherungen sind wortwörtlich „durchgebrannt“. Überlastung, eine durchgebrannte Glühbirne oder ein beschädigtes Kabel, diese Auslöser haben gemein, dass die Ursachen relativ schnell und einfach zu identifizieren sind. Beim FI-Schalter ist das oft anders.
Fehlerstrom-Schutzschalter – der Lebensretter
Der Fehlerstrom-Schutzschalter ist den weiteren Sicherungen vorgeschaltet. Vereinfacht gesagt misst er alle Ströme, die in das häusliche Netz ein- und wieder herausgehen und vergleicht die Strommengen. Gibt es eine Differenz zwischen Ein- und Ausgang, muss auf dem Weg durch das Netz Strom verloren gegangen sein, was – egal warum – nichts Gutes bedeuten kann. Daher löst der RCD (steht für englisch Residual Current Device, was so viel bedeutet wie „Reststromgerät“) aus, sobald diese Differenz einen gewissen Wert übersteigt.
Das ist gut so, denn eine solche Abweichung kann durch einen Stromschlag entstehen. Der FI-Schalter verhindert zwar nicht den Schlag als solchen, doch durch das Abschalten ab dem Grenzwert soll der Durchfluss einer tödlichen Menge Strom verhindert werden. Somit rettet der FI im Zweifel Leben. Oder anders gesagt: Während die herkömmliche Sicherung vor allem die Elektroinstallation und die Geräte vor Überspannungsschäden schützt, schützt der FI-Schalter Personen. Deshalb ist er in Neubauten mittlerweile Vorschrift.
Fehlersuche: Wer löst den FI aus?
Nervig kann der Fehlerstrom-Schutzschalter dennoch werden. Der erste Versuch ist vermutlich, einfach den Schalter wieder umzulegen. Wenn man Glück hat klappt das auch und alles läuft wieder. Es ist aber eine trügerische Sicherheit, denn das Problem liegt oftmals immer noch vor. Das heißt früher oder später löst der FI erneut aus. Besonders ärgerlich ist es, wenn das passiert während man außer Haus ist. Das kann eine schöne Bescherung geben, wenn man nach einem Ausflug oder aus dem Urlaub nach Hause kommt und Kühlschrank und Gefriertruhe seit Tagen ohne Strom waren.
Man sollte also gleich auf Fehlersuche gehen. Die ist etwas komplizierter, da nicht sofort ersichtlich ist, wo das Problem liegt. Häufig handelt es sich um ein defektes Gerät, z. B. eine Kaffeemaschine, in der sich Feuchtigkeit in Bereichen ausgebreitet hat, wo sie nichts zu suchen hat. Auch eine defekte Steckdosenleiste oder ein Fernseher, bei dem Strom fehlerhaft über das Gehäuse geleitet wird, können Ursachen sein. Doch wie findet man diese? Mit klassischem Trial-and-Error (engl. = Versuchen und Scheitern).
Defekte Geräte unbedingt entfernen
Zunächst nimmt man alle Sicherungen hinter dem FI-Schalter heraus, dann aktiviert man diesen wieder. Bleibt er drin, legt man der Reihe nach die einzelnen Sicherungsschalter wieder um, bis der FI erneut auslöst. Somit hat man den Stromkreis herausgefunden, der den Fehler verursacht. Man sollte sicherheitshalber alle Sicherungen testen, denn möglicherweise gibt es mehrere Fehlerquellen. So hat man in der Regel die Ursache zumindest räumlich, z.B. in der Küche, isoliert.
Um den oder die Schuldigen zu finden, zieht man nun der Reihe nach einzeln die Netzstecker im betroffenen Raum und legt den FI-Schalter wieder um. Ist die Kaffeemaschine z. B. gerade abgestöpselt und der FI-Schalter löst beim Aktivieren der Sicherung nicht mehr aus, hat man den Übeltäter gefunden. Ein Hinweis an Bastler: Keinesfalls sollte mit Tricks (z. B. Überbrücken) versucht werden, das Gerät wieder funktionstüchtig zu machen. Die Sicherungsmechanismen gibt es aus gutem Grund. Ein defektes Gerät muss überprüft, repariert oder ausgetauscht werden.
Professionelle Hilfe und Vorbeugung
Bleibt die Ursachenforschung auch mit vom Netz getrennten Geräten ergebnislos, gibt es noch den Versuch, Glühbirnen und sonstige Leuchtmittel aus ihren Fassungen zu drehen. Hilft auch das nicht, liegt vermutlich ein Fehler im häuslichen Leitungsnetz vor oder der FI-Schalter selbst ist defekt. Hier ist endgültig der Zeitpunkt gekommen, einen Fachmann zu rufen. Arbeiten am Stromnetz müssen mit entsprechender Vorsicht und Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt werden. Im Zweifel ist der Weg zum Elektriker immer die bessere Wahl. Das rettet Leben – genauso wie der Fehlerstrom-Schutzschalter.
Tipp: Beim Haus-/Wohnungsbau ist es ratsam, mehrere Fehlerstrom-Schutzschalter verbauen zu lassen. So kann man z. B. Kühlschrank und Gefriertruhe hinter einem separaten FI-Schalter anschließen und vermeidet ggf. den Verlust von verderblichen Lebensmitteln. Der Einsatz mehrerer Fehlerstrom-Schutzschalter entspricht auch der aktuellen DIN-Norm. Um das Risiko einer Überlastung grundsätzlich zu minimieren sollten Mehrfachsteckdosen und Steckdosenleisten spärlich eingesetzt, nicht hintereinander gesteckt und nicht zu viele Geräte darüber betrieben werden. Diese Verteiler können – bei billigen Modellen und zu großer Belastung – zudem eine echte Brandgefahr darstellen. Hier sind ein paar Euro mehr, in Qualität investiert, gut angelegtes Geld. Größere „Stromfresser“ sollten ihre eigenen Steckdosen bekommen, um Störungen vorzubeugen. Dann muss man sich nicht umständlich auf die Suche nach Fehlern machen.
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