Vor allem auf bergigen oder längeren Strecken ist ein Elektromotor an einem E-Bike eine willkommene Unterstützung. Mit wesentlich weniger Kraftaufwand werden Sie Ihr Ziel erreichen. Man unterscheidet bei Elektrofahrrädern in Pedelec (Tretenergie wird genutzt) und echten E-Bikes (ohne Tretenergie fahren). Außerdem kann der Elektromotor an diversen Stellen des E-Bikes integriert sein und auf unterschiedliche Baukomponenten einwirken. Welche Antriebsarten es gibt und welche Voraussetzungen Sie mitbringen sollten, um ein solches E-Bike auch auf der Straße fahren zu können, erfahren Sie jetzt.
Grundsätzliches
Ein Pedelec (Abkürzung von „Pedal Electric Cycle“) ist ein spezieller Typ des Elektrofahrrades, das den Fahrer durch einen Elektroantrieb unterstützt, wenn er, wie der Fachmann sagt, „pedaliert“, also in die Pedale tritt. Dazu wird die Tretenergie gemessen und die dementsprechend notwendige Motorunterstützung bereit gestellt. Darüber hinaus gibt es differierende Akku-Typen und verschiedene Platzierungsmöglichkeiten am Elektrofahrrad. Ein E-Bike dagegen fährt auf Knopfdruck los. Sie brauchen dazu also nicht in die Pedale zu treten.
Wenn in Deutschland von E-Bikes gesprochen wird, handelt es sich in den meisten Fällen um Pedelecs bis zu einer Maximalgeschwindigkeit von 25 km/h. Sehr wohl gibt es ebenso weitere E-Bikes. Man unterscheidet:
- Pedelec: max. 250 Watt, 25 km/h ( Tretleistung erforderlich)
- S-Pedelec: max. 500 Watt, 45 km/h (Tretleistung erforderlich)
- E-Bike 20 km/h: Leichtmofa bis zu 20 km/h (keine Tretleistung erforderlich)
- E-Bike 25 km/h: Mofa bis zu 25 km/h (keine Tretleistung erforderlich)
- E-Bike 45 km/h: Kleinkraftrad bis zu 45 km/h (keine Tretleistung erforderlich)
Allen E-Bikes gemeinsam ist eine Steuerungseinheit, die sich am Lenker befindet. Sie ist meist relativ aufwändig gestaltet und, je nach Modell, mit den unterschiedlichsten Funktionen beziehungsweise Zusatzfunktionen ausgestattet. Wie dies auch bei klassischen Fahrrädern der Fall ist, so gibt es bei den E-Bike-Typen unterschiedliche Ausstattungen in Bezug auf die Schaltung. Ob Ketten- oder Nabenschaltung, zwei oder sogar zehn Gänge: Alles, was technisch machbar ist, können Sie auch an einem Elektrofahrrad finden. Auch hinsichtlich der Bremsen gibt es bei Pedelecs unterschiedliche Ausführungen.
Wie weit Sie mit Ihrem Pedelec kommen, hängt unter anderem von der Kapazität des Akkus ab. Dieser befindet sich entweder am Heck, wenn vorhanden, unter dem Gepäckträger, oder am Unterrahmen nahe des Tretlagers. Das Eigengewicht des Akkus hat Auswirkungen auf das Fahrgefühl. Je schwerer der Akku ist, umso mehr werden Sie ihn beim Fahren als Belastung wahrnehmen. Die im Akkumulator ablaufenden Prozesse sind temperaturempfindlich. Im Winter sollten Sie daher den Akku mit in die Wohnung nehmen und ihn erst nutzen, wenn Sie ihn wieder ans Pedelec anschließen. Des Weiteren ist aber auch Ihr Fahrverhalten ausschlaggebend für die Reichweite, die Sie mit einem geladenen Akku zurücklegen. Es ist daher ratsam, sich mit der Bedienungsanleitung vor der ersten großen Fahrt zu beschäftigen.
Antriebstechniken
Die Konzepte des Antriebes unterscheiden sich vor allem durch den Ort, an dem der Motor installiert wird. So kann er sich im Vorder- oder Hinterrad ebenso befinden wie im Bereich des Tretlagers hinter der Kurbel. Jede dieser Positionen hat eine ausschlaggebende Bedeutung auf die Auswirkungen des Fahrverhaltens Ihres Elektrofahrrades. Wünschen Sie sich von Ihrem Pedelec ein besonders stabiles Laufverhalten oder favorisieren Sie ein extrem wendiges E-Bike? Je nach Position des Antriebes kann es Ihnen das Gefühl vermitteln, geschoben oder auch gezogen zu werden.
Vorderradantrieb / Frontmotor
Der Vorderradmotor ist in der Vorderradnabe installiert, der das Elektrofahrrad direkt antreibt. Der Frontmotor ist die technisch einfachste und günstigste Möglichkeit, einen Elektromotor an einem Fahrrad zu installieren, sodass es sogar möglich ist, diesen an einem einfachen Fahrrad nachzurüsten. Allerdings gilt es bei einer solchen Neuerung zu bedenken, dass die dann auftretenden Kräfte den Rahmen Ihres klassischen Fahrrades über Gebühr belasten könnten, da es nicht zur Nutzung als E-Bike konstruiert wurde.
Der Einsatz der Rücktrittbremse bei einem Elektrofahrrad mit Frontmotor stellt ebenfalls kein Problem dar. Die Vorteile dieser Antriebstechnik liegen weiterhin darin, dass es sich um eine recht kostengünstige Variante handelt, neben der schon genannten Möglichkeit des Nachrüstens. Die Räder Ihres Pedelecs können Sie beim Frontmotor leicht ausbauen und ebenso besteht die Perspektive der Verwendung jeder Art von Schaltung. Weiterhin haben Sie die freie Wahl bei der Hinterrad- und Rücktrittbremse. Auch ist eine gute Gewichtsverteilung möglich, wenn der Motor vorne ist, denn Sie können Ihr „Transportgut“ bequem hinten aufladen.
Die Nachteile des Vorderradantriebes bestehen, neben der optisch sichtbaren, „dicken“ Vorderradnabe, zum Beispiel darin, dass nötige, längere Kabelwege, die diese Konstruktion erfordert, die Störanfälligkeit erhöhen können. Weiterhin belastet ein Vorderradmotor den Fahrradrahmen Ihres E-Bikes, was zu einem Rahmenbruch führen kann. Sollten Sie einen stärkeren Motor wünschen, kann dieser die Lenkung beeinflussen beziehungsweise erschweren. Auch ist das Fahrverhalten eines solchen Elektrofahrrades ziemlich gewöhnungsbedürftig, da Sie sich eher gezogen fühlen werden. Denn von einem Standardfahrrad sind Sie ein geschobenes Gefühl gewohnt.
Hinterradantrieb / Heckmotor
Hier treibt ein Nabenmotor, der in die Hinterradnabe integriert wurde, das Pedelec an. Wie die Bezeichnung schon vermuten lässt, liegt dabei der größte Teil des Gewichtes auf dem Hinterrad. Mit einer solchen Konstruktion haben Sie einen guten Halt auf Ihrem E-Bike und können es im wahrsten Sinne des Wortes „sportlich“ nehmen, denn der Hinterradantrieb lässt eine spritzige, sportive Fahrweise zu. Vor allem bei Nässe und bei steilen, bergigen Strecken hat sich diese Antriebskonstruktion bewährt.
Da die Kräfte beim Heckmotor direkt in der Nabe des Hinterrades eingebaut sind, entsteht keine zusätzliche Belastung für die Kettenblätter und die Kette. Allerdings ist der Ausbau des Hinterrades auf Grund der benötigten Verkabelung sowohl für den Motor als auch für die Steuerung um einiges mühsamer als bei anderen Konstruktionen. Der Ausbau des Vorderrades dagegen stellt kein Problem dar. Da die Motorwirkung beim Heckmotor direkt aufs Rad übertragen wird, besticht er mit einem hohen Wirkungsgrad. Auch der Schwerpunkt liegt günstiger als bei einem Vorderradantrieb. Ebenso punktet diese Konstruktion, im Gegensatz zu einem Elektrofahrrad mit Frontmotor, durch optische Unauffälligkeit. Der Hinterradantrieb ist eine zuverlässige Antriebsform, bei der im Falle eines defekten Motors, der einfache Austausch möglich ist.
Der Mittelmotor
Beim Mittelmotor wird der Antrieb über Tretlager gesteuert und die Kraft direkt auf die Fahrradkette übertragen. Auf Grund der optimalen Gewichtsverteilung liegen meistens der Akku als auch der Antriebsblock nahe am tiefliegenden Schwerpunkt, ein Charakteristikum dieser Antriebstechnik. Mit einem Elektrofahrrad, das mit einem Mittelmotor ausgestattet ist, erhalten Sie ein E-Bike, das ein stabiles und sicheres Fahrverhalten ermöglicht und mit guten Lenkeigenschaften ausgestattet ist. Da im hinteren und vorderen Bereich normale Laufräder eingesetzt werden, kann auch ein Nabendynamo problemlos Verwendung finden, wobei die Schaltungsmöglichkeit frei wählbar ist. Seit einiger Zeit ist auch Funktion einer Rücktrittsbremse hier möglich. Die technische Konstruktion des Mittelmotors wird Ihnen am ehesten das Gefühl eines normalen Tretens verleihen, ist er doch auch die technisch aufwändigste Variante. Daher sind Pedelecs mit einem Mittelmotor auch eher im mittleren bis hohen Preissegment angesiedelt.
Bei dieser Antriebstechnik sind zudem kaum lange Verkabelungen, die zu Störfaktoren werden könnten, notwendig. Nachteilig dagegen ist, dass solche Motoren schwer zugänglich sind und Sie wegen der höheren Belastung mit einem größeren Verschleiß an Ketten und Zahnrädern rechnen müssen.
Sattelrohrantrieb
Beim Sattelrohrantrieb befindet sich der Motor, bei einem Durchmesser von ungefähr 31 Millimetern, im Sattelrohr. Über ein Winkelgetriebe wirkt diese Motorgetriebe-Kombination auf die Tretkurbel. Von den genannten Antriebsarten hebt sich der Sattelrohrmotor vor allem durch sein geringes Gewicht von circa 1,8 Kilogramm inklusive Akku ab. Zudem kann er mit allen Schaltungen kombiniert werden. Der Sattelrohrantrieb vereint die Perspektive sportlichen Radfahrens mit dem Komfort der Unterstützung eines Elektromotors. Der besondere Nachteil jedoch ist der relativ hohe Preis, den Sie für ein solchermaßen ausgestattetes Fahrrad zahlen müssen.
Versteckt im Rohr des Sattels, überträgt er seine 200 Watt starke Leistung mittels eines Knopfdrucks direkt auf das Pedal, wobei ein Aus- und Einschalten auch während der Fahrt unkompliziert möglich ist. Wenn Sie den Motor abschalten, dann können Sie dieses Fahrrad im herkömmlichen Sinne nutzen.
Zum Nachrüsten benötigen Sie an Ihrem Fahrrad ein gerades Sitzrohr und ein Rahmen, der die Kräftewirkung verträgt. Besitzen Sie ein Fahrrad mit einem Carbonrahmen, ist jedoch der Einbau eines Sattelrohrantriebes nicht bzw. nur bedingt möglich. Carbon ist kein Metall, sondern ein Kohlefaserverbundstoff. Die für den Einbau notwendige Bohrung verletzt die Fasern und kann somit die Stabilität des Rahmens extrem verringern.
Nur das Pedelec gilt als Fahrrad
Wenn von einer Maximalgeschwindigkeit oder Maximalleistung gesprochen wird, ist damit die bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit oder -Leistung gemeint, die das E-Bike laut Hersteller erreichen kann. Auf dieser Grundlage wird entschieden, in welche Kategorie das Gefährt einzuordnen ist und somit auch, welche Voraussetzungen zum Fahren gegeben sein müssen.
Das Pedelec (max. 250 Watt) gehört in die Kategorie Fahrrad und ist in der EG-Fahrzeugklasse L1e-A (Fahrrad mit Hilfsmotor) zu finden. Sie als Fahrer haben all jene Pflichten zu beachten, die Sie auch vom einfachen Drahtesel her kennen sollten. Das bedeutet: Verkehrssicherheit (Bremsen, Lichtanlagen etc.) sind Pflicht. Dafür benötigen Sie aber kein Kennzeichen, keinen Helm, keinen Führerschein, kein Mindestalter, keine Haftpflichtversicherung. Bei einem Pedelec greift auch die Fahrradversicherung bzw. eine erweiterte Hausratsversicherung mit Fahrraddiebstahlschutz, insofern Sie eine abgeschlossen haben.
Der Alkoholkonsum wird ebenso wie bei einem Radfahrer geahndet (ab 1,6 Promille ohne Auffälligkeit, ab 0,3 Promille bei auffälligem Verhalten). Außerdem können Sie mit einem Pedelec Radwege nutzen. Sollte Ihr Pedelec eine Anfahrhilfe (max. 6 km/h) haben, ist der Status Fahrrad immer noch gewahrt. In dieser Hinsicht gab es vor einigen Jahren Unsicherheit, bis per Gesetz im Juni 2013 sich für den Status Fahrrad entschieden wurde. Diese Entscheidung ist fest verankert in der StVO.
Das S-Pedelec (max. 500 Watt, max. 45 km/h) sowie das E-Bike (max. 500 Watt, bis zu 25 km/h) können Sie nur fahren, wenn Sie mindestens 15 Jahre alt sind. Außerdem benötigen Sie laut Fahrerlaubnisverordnung (FEV) eine Mofa-Prüfbescheinigung sowie eine Haftpflichtversicherung und ein Versicherungskennzeichen. Helmpflicht ist für Mofafahrer bis 25 km/h vorgeschrieben, für S-Pedelec-Fahrer seit 2013. Als S-Pedelec-Fahrer oder E-Bike-Fahrer (25 km/h) werden Sie in die Klasse der Mofa-Fahrer eingeordnet, das heißt unter anderem auch, dass keine Kindersitze angebracht und genutzt werden dürfen. Auch Radwege sind für S-Pedelecs oder E-Bikes generell tabu. Dies gilt auch dann, wenn Sie den Motor nicht nutzen oder der Akku leer ist – denn herstellerbedingt handelt es sich um ein S-Pedelec bzw. ein E-Bike mit der entsprechenden Höchstleistung.
Das Fahren von einem E-Bike bis zu 20 km/h unterliegt keiner Helmpflicht. Alle anderen Vorschriften entsprechen der von S-Pedelec und E-Bike 25 km/h. EG-Fahrzeugklasse: L1e-B (Leichtkrafträder).
Ein E-Bike bis zu 45 km/h gilt als Kleinkraftrad (auch Krad genannt). Der Fahrer muss mindestens 16 Jahre alt sein und über einen Führerschein für Kleinkrafträder verfügen (Klasse AM). Es gelten somit dieselben Vorschriften wie zum Beispiel für ein Moped.
Bei Alkoholkonsum gelten für S-Pedelec- und E-Bike-Fahrer dieselben Strafen wie für Autofahrer: Ab 0,5 Promille ist mit Bußgeld, 2 Punkten in Flensburg und 1 Monat Fahrverbot zu rechnen.
In Deutschland sind S-Pedelecs oder E-Bikes noch sehr sporadisch vertreten. Die Pedelecs jedoch werden in Deutschland von Jahr zu Jahr beliebter. Die Pressemeldung des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV) vom 7. März 2017 hat die Entwicklung in einigen Sätzen skizziert. Demnach seien inzwischen rund 3 Millionen E-Bikes auf der Straße und der Marktanteil am Gesamtfahrradmarkt liege bei 15 Prozent. 99 Prozent aller E-Bikes seien Pedelecs und 1 Prozent S-Pedelecs.
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