Alles Gute kommt von oben

Regenwasser sinnvoll nutzen

Regenwasser sammeln
Regenwasser sammeln, aber wie? Neben der klassischen Regentonne gibt es noch jede Menge anderer Möglichkeiten. (Foto: schulzie / stock.adobe.com)

Statt Sonnenbrille, Liegestuhl und Eis am Stiel sind dieses Jahr eher Anorak und Regenschirm gefragt. Schlecht für die Sommerlaune, gut für die Natur. Zuletzt hatten wir doch sehr trockene Jahre. Dass Wasser ein kostbares Gut ist, lernen wir schon in der Grundschule. Und wer ein eigenes Häuschen, womöglich gar mit Garten, besitzt, weiß, wie viel Wasser man im Alltag braucht. Warum also nicht das Nass nutzen, das kostenfrei von oben geliefert wird? Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Trinkwasser-Ressourcen. Hier geben wir Ihnen ein paar Tipps, auf was Sie achten sollten, wenn Sie Regenwasser sammeln und verwenden wollen.

Warum Regenwasser?

Auf eine vernünftige Wasserversorgung legten schon die alten Römer mit ihren Aquädukten großen Wert. Heute haben wir es paradiesisch: Hahn aufdrehen und schon plätschert es. Doch das hat seinen Preis. Und den zahlen wir mit jedem Tropfen, den wir aus der Leitung entnehmen. Regen kommt ungefragt – und kostenlos. Fängt man das Wasser vom Himmel auf, kann man also bares Geld sparen. Und zwar nicht nur für die Bewässerung von Garten und Zimmerpflanzen, sondern – mit der entsprechenden Technik – sogar für Toilette und Waschmaschine. Auf diese drei Bereiche entfallen etwa 50 Prozent des Trinkwasserverbrauchs im Haushalt. Das sind am Tag ca. 65 Liter pro Person. Einsparungspotenzial ist also vorhanden.

Weich und umweltfreundlich

Doch nicht nur der schnöde Mammon spricht dafür. Zum einen schont man durch die Verwendung von Regenwasser die Umwelt, da man nicht auf das aufwändig aufbereitete Grundwasser zugreift, das im Zuge der klimatischen Veränderungen ohnehin immer knapper wird. Zum anderen ist auch manche Pflanze dankbar, wenn man sie mit Regenwasser gießt, da dieses im Gegensatz zum Trink-/Grundwasser praktisch kalkfrei, also deutlich „weicher“ ist, was z. B. Orchideen, Geranien, Rhododendren oder Farne bevorzugen. Und auch für die Wäsche ist weiches Wasser besser geeignet, kann man sich so doch den Weichspüler sparen und braucht weniger Waschmittel.

Es muss nicht die „Mülltonnen-Optik“ sein. Die Regentonne kann durchaus dekorativ sein, ein Regensammler oder „Regendieb“ (Bild rechts) filtert das Wasser aus dem Fallrohr und schützt vor Überlauf. (Fotos: maho / stock.adobe.com)

Das ist doch für die Tonne

Zunächst gilt es also abzuwägen, was man mit dem Regenwasser anfangen möchte und wie viel man tatsächlich braucht. Schließlich soll sich die Investition in eine Regensammelstelle ja auch in angemessener Zeit finanziell gelohnt haben. Die einfachste und klassischste Form ist die Regentonne. Unter einem Dachrinnenablauf platziert oder direkt ans Fallrohr (gegebenenfalls mit Hilfe eines Regendiebs, der Überläufe verhindert und gründlicher filtert als ein reines Sieb) angeschlossen kann so schon eine beträchtliche Menge Wasser vom Dach aufgefangen werden. Gerade wenn man nur ein paar Blumen, Pflanzen oder Beete gießen möchte ist dies meist ausreichend, da man so schon bis zu 2.000 Liter sammeln kann. Empfehlenswert sind geschlossene Behälter oder Tonnen mit Deckel, um Verschmutzungen von außen und ein „El Dorado“ für die Vermehrung von Mücken zu vermeiden.

Nützlicher Hingucker

Die Behälter müssen dabei längst nicht mehr den Charme einer Mülltonne haben. Egal ob Kunststoffamphore oder Holzfass, es gibt eine Menge dekorativer Regentonnen, die sich wunderbar in die Außengestaltung einfügen lassen und regelrechte Hingucker darstellen. Selbst die Auslaufventile, die dafür sorgen, dass kein Wasser verschwendet wird und die Hände bei der Entnahme trocken bleiben, können dem Stil angepasst werden. Verstecken müssen Sie Ihre Regentonne also nicht! Allerdings ist ihr Fassungsvermögen begrenzt. Stark- oder Dauerregen bringen selbst das größte Fass irgendwann zum Überlaufen. Je nach Anwendungsgebiet ist der Vorrat zudem auch schnell erschöpft. Will man also größere Flächen bewässern oder gar noch mehr mit dem Wasser anfangen, braucht es entweder mehrere Tonnen oder andere Lösungen.

Regenwasser im Tank sammeln - oberirdisch
Mehr Fassungsvermögen als die Regentonne bieten Tanks. Diese brauchen natürlich ihren Platz. (Foto: Zstock / stock.adobe.com)

Regenwasser speichern im großen Stil

Die Alternative lautet: Tank. Den kann man entweder – wenn man den entsprechenden Platz dafür hat – oberirdisch aufstellen oder als Erdtank im Boden versenken. Da diese oft mit dem Pkw befahrbar sind, kann man sie z. B. auch unter der Garagenauffahrt platzieren. Ein Pumpensystem liefert das gesammelte Wasser schließlich von dort direkt an eine Entnahmestelle, eine Bewässerungsanlage im Garten oder ein separates Leitungsnetz für Toiletten und Waschmaschinen im Haus. Hinweis: Das separate Netz ist notwendig, da Regenwasser als Brauchwasser nicht mit regulärem Trinkwasser vermischt werden darf.

Im Erdtank gesammelt ist das Wasser vor UV-Strahlung und Wärme und somit vor Keim- und Algenbildung geschützt. Im Winter ebenso vor Frost. Dafür muss natürlich gegraben werden. Wer den Aushub reduzieren möchte, kann einen Flachtank wählen, der dafür in der Breite mehr Platz braucht. Grundsätzlich ist die Abstimmung mit dem örtlichen Bauamt zwecks Genehmigung ratsam. So etwa auch bei Versickerungsanlagen, die das Oberflächenwasser von versiegelten Flächen, wie Auffahrt oder Terrasse, auffangen. Die sorgen dafür, dass man auch noch seine Niederschlagsabwassergebühr senken kann. Denn von oben kommt der Regen zwar kostenlos, doch für das Regenwasser, das über das eigene Grundstück in der Kanalisation landet, erheben Kommunen eine Gebühr. Die sinkt, wenn man entsprechende Regenrückhaltevorrichtungen nachweisen kann.

Regenwasser sammeln in Tanks - unterirdisch
Platzsparend und meist sogar mit dem Pkw befahrbar: Erdtanks bieten viele Vorteile, wenn man größere Mengen Regenwasser speichern möchte. Wer nicht ganz so tief graben möchte, kann auch Flachtanks einsetzen. (Foto: Hamik / stock.adobe.com)

Reibungsloser Ablauf mit einer Regenwassernutzungsanlage

Wer maximal unabhängig vom Trinkwassernetz sein und ein optimal aufeinander abgestimmtes System haben möchte, der kann über die Anschaffung einer Komplettanlage nachdenken. Diese beinhaltet nicht nur den Tank, sondern auch gleich passende Filter- und Pumpensysteme. Zur Sicherung der Versorgung kann ein solches System auch ans reguläre Wassernetz angeschlossen werden, so dass selbst in Trockenphasen bei leerem Tank keine Umstellung erforderlich ist und insbesondere Waschmaschinen und Toiletten jederzeit betrieben werden können. Eine digitale Füllstandsanzeige gibt zudem einen Überblick, wie hoch der aktuelle Wasserpegel im Tank ist.

Das Rundum-Sorglos-Paket bieten Komplettanlagen, die zunächst das Regenwasserreservoir nutzen, im Notfall aber auf die Trinkwasserversorgungsleitung zurückgreifen. Das ist besonders sinnvoll, wenn darüber auch Toiletten und/oder Waschmaschinen im Haus betrieben werden sollen. (Foto: Studio Harmony / stock.adobe.com)

Kann ich das Trinkwasser komplett durch Regenwasser ersetzen?

Grundsätzlich ist Regen eine natürliche Wasserversorgung. Eine recht unsichere jedoch, wenn man die Möglichkeit längerer Trockenperioden bedenkt. Und auch generell ist eine reine Regenwasserversorgung nicht zu empfehlen, denn so sauber wie unser Trinkwasser ist der Regen nicht. Beim Kondensieren kommt er in der Luft mit Schad- und Feinstaubpartikeln in Kontakt, fällt er wieder zu Boden nimmt er vom Dach noch Schmutz auf. Trotz leistungsstarker Filteranlagen kann nicht der gleiche hohe Hygienestandard wie bei der Aufbereitung in Wasserwerken garantiert werden. Gefiltertes Regenwasser darf daher nur als Brauchwasser (Toilette, Waschmaschine, Bewässerung) und nicht als Trinkwasser genutzt werden. Doch auch so lässt sich mit den verschiedenen Regensammelmöglichkeiten ja schon eine Menge Leitungswasser sparen.

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