Blitzen, Knallen, Zischen – ein Horrortripp für so manche Tiere. Wie Sie Ihren Schützlingen den Jahreswechsel leichter gestalten und woher Silvester überhaupt kommt, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Das Böse vertreiben
Schon die Germanen ließen es am 31. Dezember laut krachen. Durch Feuer, Geschrei und laute Geräusche wollte man sich vor den Rauhnächten schützen. Denn in dieser dunklen Zeit zwischen Mitte Dezember und Anfang Januar soll die Grenze des Irdischen und Überirdischen besonders dünn sein. So gelangen Wotan (Odin) und sein Gefolge in die Welt der Menschen und richten auf ihrer Jagd viel Schaden an. Mit Feuer und lauten Geräuschen sollte der höchste germanische Gott nebst Gefolge fern gehalten werden.
Aus dieser Mythologie stammt übrigens auch der Aberglaube, Wäsche nicht zu diesen Zeiten aufzuhängen. Schließlich könnten sich Wotan und sein Heer in der Wäscheleine verheddern und umso wütender werden. Außerdem: Schlüpfte das Heer in die Wäsche, drohte dem Besitzer Unheil bis hin zum Ableben.
Dass der 31.12. zugleich der letzte Tag des Jahres ist, kommt aber nicht von den Germanen. Denn diese sahen das Julfest am 25. Dezember als Abschied vom Alten und Begrüßung des Neuen an. Erst Julius Cäsar ließ das Jahr am 1. Januar starten. Der Begriff Silvester wiederum ist christlichen Ursprungs und geht zurück auf Papst Silvester I. Sein Todestag war der 31.12.335, der ihm zu Ehren postum seinen Namen trägt.
Über Jahrhunderte hinweg hat sich somit Silvester als der 31. Dezember und letzter Tag des Jahres etabliert, an dem mit Blitz und Getöse das alte Jahr zu Ende geht.
Was lässt Tiere zu Silvester ängstlich werden?
Des einen Freud‘ ist des anderen Leid. Tiere benötigen verschiedene Fähigkeiten zum Überleben, dazu zählt auch ihr Gehör, Geruchsinn, Fluchtinstinkt. Ist Gefahr im Anflug, werden die Ohren gespitzt. Hunde können zwischen 15 bis 50000 Hertz (Hz) wahrnehmen. Besitzt Ihr Hund spitze Ohren, ist das Orten von Geräuschen präziser. Die Katze kann zwar erst ab 60 Hz Schwingungen wahrnehmen, dafür reicht die Obergrenze bis zu 65000 Hertz. Ob Töne gefährlich werden, liegt einerseits daran, ob sie wahrgenommen werden können, und andererseits wie laut sie sind, angegeben als Schalldruckpegel oder Lautstärke, gemessen in Dezibel. Eine zischende Rakete kann schon 120 Dezibel aufweisen. Ein Böller schafft ebenso 120 Dezibel. Zwar gibt es strenge Regeln für ein Silvesterfeuerwerk, das frei verkäuflich im Handel zu finden ist, aber das schützt die Tiere nicht vor Schreck und Angst.
Beides entsteht durch die ungewöhnliche und laute Geräuschkulisse sowie die plötzlichen Licht-Erscheinungen. Die Kombination Blitze und Grollen am Himmel ist dem eines schweren Unwetters ähnlich. Auch Blitzgewitter schaffen gut 120 Dezibel an Lautstärke. So wie die Tiere Licht und Laute beim Gewitter nicht zuordnen können, vermögen sie es auch nicht beim Feuerwerk. Des Weiteren treibt sie der Feuerwerksgeruch in die Flucht. Denn verbranntes Schießpulver sowie verkohlte Pappe und Papier aktivieren den Urinstinkt: Gefahr durch Feuer. Instinktiv treten die Tiere den Fluchtweg an, verkriechen sich in Höhle, Bau oder Erdloch. In der Wohnung muss oft die Rückwand des Sofas herhalten, oder der Platz unterm Bett.
Besonders Katzen neigen zum Verstecken. Hamster verkriechen sich in ihren Häuschen und Vögel kuscheln sich eng aneinander. Ihnen helfen Sie, wenn Sie sie in Ruhe lassen. Hamsterkäfige und Vogelkäfige können mit einer Decke abgedunkelt und in eine Ecke gestellt werden. Vermeiden Sie Stellplätze am Fenster. Damit sie das grelle Leuchten der Raketen nicht wahrnehmen müssen, ziehen Sie in dem Stellraum die blickdichten Vorhänge zu oder lassen die Jalousien herunter.
Hund und Silvester
Da Hunde anders als Katzen eng auf den Menschen geprägt sind, können Sie sie sogar an den Jahreswechsel gewöhnen. Solange Sie ruhig bleiben, spüren die Hunde instinktiv, dass keine Gefahr besteht. Inwiefern sie diese Stimmung dann bei sich anwenden können, liegt an der Psyche des einzelnen Hundes. Ängstliche Hunde werden trotzdem Ihre Aufmerksamkeit benötigen. Sollte sich Ihr Hund eng an Sie kuscheln, beruhigen Sie ihn durch gewohnte Streicheleinheiten.
Angst bei Hunden
Durch eine sofortige Überfürsorge nach einer für den Hund schlimmen, aber realistisch betrachtet, harmlosen Lage kann der Hund zum Angsthasen erzogen werden. Ein Beispiel: Hund erschreckt sich vor knallenden Autotüren oder quietschenden Garagentoren. Als Reaktion tröstet Herrchen oder Frauchen den Hund mit ungewöhnlich langen Streicheleinheiten. Auf diese Weise wird signalisiert: Da war was Schlimmes, deshalb muss ich jetzt getröstet werden. Durch bloßes beruhigendes Zureden mit für den Hund inhaltsleeren Worten wie „Alles gut, war doch nur eine Autotür“ können Sie dem Hund schwerlich signalisieren, dass er keine Angst zu haben braucht. Beim nächsten Knall wird er nur noch ängstlicher. Einen Hund mit seiner Angst allein zu lassen, kann jedoch zu Vertrauensverlust bzw. Irritationen in der Beziehung zwischen Hund und Herrechen führen.
Wie also reagieren, wenn nicht getröstet werden soll? Ablenken! Lassen Sie den Hund die Angst ganz allein überwinden, zum Beispiel durch kleine Spiele gleich nach dem Schock. Je sinnvoller die Ablenkung, umso schneller kommt der Hund wieder von dem Angstgefühl frei. Sie selbst sollten sich jedoch genau merken, welche Situationen für Ihren Hund beängstigend sind, und beim nächsten Mal den Hund – unauffällig – beobachten.
Mögliche Anzeichen für Ängste sind zum Beispiel:
- angespannte Muskeln, jederzeit kann der Fluchtreflex erfolgen
- Nervosität, Umgebung mit Objekten und Personen sowie Tieren immer genau im Blick haben
- nähert man sich einem potenziellen Gefahren-Objekt, wird langsamer gelaufen, stillgestanden oder eine andere Richtung eingeschlagen
- steife Haltung, geduckte Haltung, Rute zwischen den Beinen, Ohren angelegt
- leises Winseln
- Durchfall, Urinieren in der Wohnung bei einem stubenreinen Hund
Warum unauffällig beobachten? Hunde spüren, wenn Frauchen oder Herrchen sich unwohl fühlen. Wenn Sie nun eine lange Liste mit eventuell eintretenden „Schock-Gefahren“ für Ihren treuen Vierbeiner erstellt haben, werden Sie selbst unsicher, sobald Sie sich einer möglichen „Gefahren-Quelle“ nähern. Dieses unbewusste Signal wird Ihren Hund erst recht verstören und ihn in seiner Angst bestärken.
Die besondere Gefahr: Böller auf der Straße
Sobald Knallkörper in den Geschäften zu kaufen sind, können Sie von Knallüberraschungen Übereifriger ausgehen. Erlaubt ist das Präsentieren von Feuerwerkskörpern der Kategorie 2 (auch Klasse II genannt) wie Raketen und Böller in den Läden in den letzten drei Verkaufstagen des Jahres, also vom 29. bis 31.12. – siehe dazu das Sprengstoff-Gesetz (1. SprengV). Fällt einer dieser Tage auf einen Sonntag, kann man auch schon am 28. Dezember Raketen und Böller erwerben. Käufer und Benutzer müssen mindestens 18 Jahre alt sein.
Ab dem 29. Dezember sollten Sie Ihren Hund beim Gassigehen nicht mehr von der Leine lassen, denn schnell ist ein Knallkörper in der Nähe, der verspätet hoch geht.
Erlaubte Knallkörper dürfen in einer fest gelegten Entfernung eine Grenze von 120 Dezibel zwar nicht überschreiten, doch je näher Sie und Ihr Hund dem Knallkörper kommen, umso lauter wird das Knallgeräusch sein. Ein hoher Schalldruckpegel kann verschiedene Wirkungen hervorrufen, die sich zwischen Schreck, temporäre oder langfristige Taubheit sowie Gleichgewichtsstörungen und Angsttraumata bewegen. Obgleich das Abfeuern von Feuerwerkskörpern der Klasse II ohne besondere Erlaubnis nur in der Silvesternacht gestattet ist, werden Sie auch ein paar Tage nach Silvester den einen oder anderen Böller noch hören oder sehen. Lassen Sie daher Vorsicht walten.
Ist die Zeit der verwirrenden Laute und Lichter vorbei, können Sie und Ihr treuer Vierbeiner entspannt ins neue Jahr starten.
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