Im vorangegangenen Beitrag haben Sie, liebe Leserinnen und Leser des Edinger-Magazin, bereits einiges über das sichere Autofahren in der kalten Jahreszeit erfahren. Die Bereifung nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein. Denn der Reifen ist das verbindende Element zwischen Ihrem Fahrzeug und der Fahrbahn. Für die speziellen Anforderungen, die Herbst und Winter bereithalten, wurde der umgangssprachlich als „Winterreifen“ bezeichnete Matsch- und Schneereifen entwickelt. Im folgenden Beitrag dreht sich alles um diesen Reifentyp.
Herausforderungen im Herbst und Winter
Kühle Temperaturen und nasse, mit Laub bedeckte Straßen gehören im Herbst zum Alltag. Und je näher das Jahresende kommt, desto winterlicher werden die Bedingungen. Es treten häufiger Eis und Schneefall auf. Dies hat enorme Auswirkungen auf den Bremsweg. Im Vergleich zu einer trockenen Straße ist der Bremsweg auf Schnee um das Vierfache länger, auf Eis verlängert sich der Bremsweg sogar um das Siebenfache. Diese Zahlen verdeutlichen, wie sehr sich die Fahrbedingungen im Winterhalbjahr verändern. Neben einem deutlich längeren Bremsweg müssen Autofahrer auch berücksichtigen, dass die Haftung auf dem Fahrbahnuntergrund (auch Grip genannt) bei winterlichen Bedingungen deutlich geringer ist, was ein großes Unfallrisiko birgt. Umso wichtiger ist es deshalb, dass Sie sich auf Ihre Reifen verlassen können.
Winterreifen: Die richtige Mischung macht´s
Wenn es draußen kälter wird, kommen Sommerreifen schnell an ihre Grenzen. Denn diese sind nur für die warmen Monate konzipiert. Sommerreifen bestehen aus einer härteren Gummimischung, die bei Wärme absolut ausreichenden Halt auf dem Asphalt bieten. Kommen aber kalte Außentemperaturen, wird der Kautschuk brüchig und steif, was für deutlichen Grip-Verlust sorgt. Winterreifen haben einen höheren Naturkautschuk-Anteil. Diese besondere Mischung hält den Gummi auch bei frostigen Temperaturen weich und sorgt so dafür, dass die Haftung auf der Straße auch bei herbst- und winterlichen Verhältnissen gewährleistet ist. Dabei geht es nicht nur um Schnee und Eis. Winterreifen weisen auch bei einer kalten Straße sowie bei Nässe (durch die tieferen Rillen wird das Wasser besser abgeleitet) deutlich bessere Fahreigenschaften auf, als die Sommerreifen.
Neben der – für die kalte Jahreszeit – passende Gummimischung verfügen Winterreifen auch über ein deutlich breiteres und tieferes Profil. Dieses füllt sich während der Fahrt auf verschneitem Untergrund besser mit Schnee. Was zunächst kontraproduktiv klingt, ist so gewollt: Denn auf Schnee haftet Schnee selbst am besten. Winterreifen können außerdem mit einem weiteren Ass auftrumpfen: Den sogenannten Lamellen. Das sind ganz feine Einschnitte im Profil, die sich beim Abrollen leicht öffnen und mit dem Schnee „verzahnen“.
Winterreifenpflicht – das sagt die StVO
Die Benutzung von Winterreifen wird in Deutschland in der Straßenverkehrsordnung sowie in der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung geregelt (siehe Kasten). Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es in Deutschland keine generelle, sondern eine situative Reifenpflicht gibt. Will heißen, dass die Winterreifenpflicht nicht während eines vorgeschriebenen Zeitraums gilt, sondern dann, wenn es die Straßenverhältnisse – nämlich bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eisglätte oder Reifglätte – erfordern. Das Gesetz schreibt eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimeter vor. Die Empfehlungen von Experten wie ADAC und Co. sprechen jedoch eine klare Sprache: Aus Sicherheitsgründen sollten die Winterreifen mindestens über 4 Millimeter Profil verfügen und nicht älter als sechs Jahre sein.
Paragraph 2 (3a) der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO): „Der Führer eines Kraftfahrzeuges darf dies bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eisglätte oder Reifglätte nur fahren, wenn alle Räder mit Reifen ausgerüstet sind, die unbeschadet der allgemeinen Anforderungen an die Bereifung den Anforderungen des § 36 Absatz 4 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung genügen.“
Paragraph 36 Absatz 4 Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO): „Reifen für winterliche Wetterverhältnisse sind Luftreifen (…) durch deren Laufflächenprofil, Laufflächenmischung oder Bauart vor allem die Fahreigenschaften bei Schnee gegenüber normalen Reifen hinsichtlich ihrer Eigenschaft beim Anfahren, bei der Stabilisierung der Fahrzeugbewegung und beim Abbremsen des Fahrzeugs verbessert werden, und die mit dem Alpine-Symbol (Bergpiktogramm mit Schneeflocke) (…) gekennzeichnet sind.“
Der richtige Zeitpunkt zum Reifenwechseln
Wann ist aber nun der richtige Zeitpunkt, die Reifen seines Autos zu wechseln bzw. wechseln zu lassen? Die altbekannte Faustregel „Von O bis O“ (Oktober bis Ostern) gibt einen guten Anhaltspunkt, wann Sie die Bereifung umstellen sollten. Allerdings kann es durchaus sinnvoll sein, bereits vor Oktober auf Winterreifen zu wechseln. Und zwar dann, wenn die Temperatur tagsüber dauerhaft unter sieben Grad liegt. Noch ein abschließender Tipp: Kümmern Sie sich rechtzeitig um einen Termin zum Reifenwechseln in der Werkstatt Ihres Vertrauens. Denn erfahrungsgemäß folgt den ersten frostigen Nächten ein großer Ansturm auf die Autowerkstätten und es ist schwierig einen Termin zu bekommen. Gut, wenn man da schon vorgesorgt hat!
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