Im jugendlichen Single-Haushalt sind Mikrowelle und Backofen die wichtigsten Begleiter – Ausnahmen bestätigen freilich die Regel. Später wird das frische Kochen aber meist ein größerer Bestandteil des täglichen Lebens. Und was braucht man zum frisch Kochen? Frische Kräuter. Am besten selbst geerntet. Das geht auch ohne eigenen Garten, im Zweifelsfall tut es der Blumenkasten. Hier kommen ein paar Tipps für das erfolgreiche Anlegen eines Kräutergartens zu Hause, der dank der heilsamen Wirkung der Kräuter auch der Gesundheit zu Gute kommt.
Kräuter-Mix – auf die Auswahl kommt es an
Egal wo die Kräuter angepflanzt werden sollen, zunächst stellt sich die Frage, welche Kräuter es überhaupt sein sollen. Gewürzkräuter, Heilkräuter, ein bunter Mix? Hier sollte man sich vorher Gedanken machen. Denn die Kräuter unterscheiden sich oft gründlich in ihren Bedürfnissen. Und nicht jedes Kraut kann mit dem anderen. Pfefferminze und Kamille z. B. oder auch Estragon und Dill sind nicht gerne Nachbarn.
Auch die Anforderungen an den Standort sind je nach Kraut unterschiedlich. Zudem sollten einjährige Pflanzen, wie der Dill, die nur einmal Blühen und dann wieder absterben, getrennt von mehrjährigen Pflanzen stehen, die immer wieder austreiben. Ist die Wahl getroffen, muss man sehen, ob die Anforderung der Pflanze erfüllt werden kann. Möchte man gerne Rosmarin anbauen, hat aber nur eine schattige Fensterbank zur Verfügung, sind die Erfolgsaussichten gering.
Die kleine Lösung: Kräuter am Fenster oder auf dem Balkon
Grundsätzlich gilt auch beim Kräutergarten: Weniger ist mehr. Der ambitionierte Gärtner möchte eine große Vielfalt und viel Ertrag. Doch: Kann ich das auch verbrauchen? Optisch attraktiv ist ein schöner, gepflegter Kräutergarten zwar fraglos, aber schade ist es trotzdem, wenn am Ende vieles im Bio-Müll oder auf dem Kompost endet.
Mieter oder Eigentümer ohne Garten sind in ihren Möglichkeiten, einen Kräutergarten anzulegen, begrenzt. Aber auch ein Fensterbrett, ein Blumenkasten oder ein Balkon eignen sich, wenn die Voraussetzungen für die jeweilige Kräuterpflanze dort erfüllt sind. Zum Anpflanzen ist dafür erst einmal jedes übliche Gefäß geeignet.
Ob Blumentopf, Blumenkasten oder Hängeampel. Wichtig ist: Obacht bei der Erde. Herkömmliche Blumenerde mit viel Torf und Nährstoffen gefällt zwar den Zierpflanzen, viele Kräuter haben jedoch andere Anforderungen. Für mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Thymian oder Salbei z. B. ist ein trockenes Substrat, z. B. Gartenerde mit Sand und Kies vermischt, ausreichend. Für andere Kräuter gibt es auch spezielle Kräutererde. Majoran oder Blattpetersilie bevorzugen hingegen einen humusreichen Boden.
Alle zusammen haben gemeinsam, dass sie keine Staunässe mögen. Also sparsam mit der Gießkanne sein oder mit der Wahl des Pflanzgefäßes dafür sorgen, dass überschüssiges Wasser abfließen kann. Eine Drainageschicht ist hier sinnvoll (z. B. aus Kies oder Tonscherben). Balkon oder Fenster können am Ende sogar einen Standortvorteil für Kräuter darstellen, da die Hauswand die Sonnenwärme speichert und an die Pflanzen in ihrer Nähe abgibt.
Hingucker und schneckengeschützt: Kräuter im Hochbeet
Die nächstgrößere Alternative ist das Hochbeet. Bastler zimmern sich ein solches selbst, für alle anderen gibt es auch eine große Auswahl an vorgefertigten Pflanzgefäßen – auch speziell für Kräuter. Ein reines Kräuterhochbeet kann sehr schmal gehalten werden und findet so auch auf kleineren Terrassen oder ebenfalls auf dem Balkon Platz. Die erhöhte Stellung sorgt von vornherein für einen etwas trockeneren Boden und bietet für Hängepflanzen, wie z. B. die Kapuzinerkresse, ideale Bedingungen. Gießen, pflegen und ernten ist durch die höhere Lage bequem möglich.
Und einen weiteren Vorteil hat das Hochbeet: Schnecken sind hier zumindest seltener anzutreffen als auf ebenerdigen Beeten, gerade bei Hochbeeten auf Beinen. Gegen Schädlinge hilft auch die Kräuterauswahl. Schnecken z. B. mögen keinen Rosmarin und Thymian, Läuse schrecken vor Lavendel oder Salbei zurück. Chemischer Schädlingsschutz ist also nicht erforderlich. Pflege und Dünger hingegen schon. Auch hier gilt es wieder, die Bedürfnisse der jeweiligen Pflanze zu berücksichtigen. Es gibt speziell auf Kräuter abgestimmte Düngemittel, aber auch eine natürliche Nährstoffzufuhr, z. B. aus Brennnessel-Jauche, ist möglich.
Premium-Variante: Kräuter-Beet
Wer den Luxus hat, einen Garten nutzen zu können oder gar selbst zu besitzen, der darf seinen grünen Daumen ausgiebig auf die Probe stellen. Dann kann man nämlich sein Kräuterbeet ganz nach Wunsch anlegen. Beliebt ist die sog. Kräuter-Spirale, die aufgrund ihrer Form ideale Bedingungen für verschiedene Kräuter bietet, da man für unterschiedliche Bedingungen und Bodenzusammensetzungen sorgen kann.
Grundsätzlich lässt sich beim Kräuterbeet im Garten das Prinzip von Hochbeet und Topfzucht übertragen. Auch hier sollte Staunässe mit einer Drainageschicht vermieden und auf die unterschiedlichen Anforderungen an Boden und Feuchtigkeit geachtet werden. Bei der Gestaltung sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Ob Spirale, Kräuterrad oder als Mischkultur mit Gemüse.
Wie bei jeder anderen Pflanze stellt sich auch bei Kräutern die Frage, ob man aussät oder eine bereits gezogene Pflanze einsetzt. Wer schnell ernten möchte, greift zu letzterer Variante, wer sich als Gärtner beweisen möchte natürlich zum Saatgut. Hier muss man auf den richtigen Zeitpunkt der Aussaat achten. Während vieles klassisch im Frühjahr ausgesät wird, gibt es auch Kaltkeimer, wie den Bärlauch, der den Frost zum Austreiben braucht und daher erst im Spätherbst gesät werden sollte. Die meisten Kräuter – insbesondere mehrjährige – brauchen aber Schutz vor Frost. Egal ob im Garten, auf der Terrasse oder auf dem Balkon.
Hat alles geklappt steht der Ernte und dem Genuss nichts mehr im Wege. Ein kleiner Tipp zum Abschluss: Kleine beschriftete Schilder helfen, die unterschiedlichen Kräutersorten auseinanderhalten zu können. Wohl bekomm‘s.
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